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Melchsee - Frutt (429)
Dienstag 06.01.2015

Anfahrt: Rielasingen - Kleinandelfingen - Winterthur - Zürich Nord-/Westumfahrung - Luzern - Sarnen - Kerns - Melchtal - Stöckalp   

Route: Melchsee - Frutt - Bonistock - Tannalp - Melchsee - Frutt

Gehzeit: ca. 4:00 h
Melchsee - Frutt - Bonistock  ... 0:55 h
Bonistock - Tannalp  ... 1:30 h
Tannalp - Melchsee - Frutt  ... 1:35 h

Höhendifferenz: ca. 390m

Distanz: ca. 10km


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Ein wichtiger Hinweis vorweg: In der Übersicht des Menüpunktes Wanderungen wird die Schneeschuhwanderung mit leicht bewertet. Bei dieser Bewertung handelt es sich um einen errechneten Wert aus Höhenmetern und Distanz. Auf der offiziellen Schneeschuh-Karte von Melchsee-Frutt gilt diese Rundtour als schwer. Das hat seinen berechtigten Grund, denn je nach Witterung, Temperatur und Schneelage kann es Schlüsselstellen auf der Route geben, die nicht für Anfänger geeignet sind.

Schon anderthalb Kilometer vor der Seilbahnstation Stöckalp, am Ende des Melchtals, ziehen wir an einer Schranke das Parkticket aus einem Automaten. Auf der Strecke zum grossen Parkplatz passieren wir die Baracken eines Sportcamps, die unverkennbar einmal als Unterkunft militärischen Truppen dienten. Hunderte von Autos und unzählige Skifahrer und Snowboarder, die sich auf ihre sportlichen Aktivitäten vorbereiten, jagen uns einen Schrecken ein.

Sollten wir jetzt an der Kasse und an der Seilbahn die Behinderung erfahren, die wir auf der Strasse erwartet, aber nicht erlebt haben? Nein, eine überschaubare Anzahl von Personen stehen vor den fünf besetzten Kassen. Im Nu sind wir um 29,00 Schweizerfranken ärmer, sind aber dafür im Besitz eines Retour-Tickets von der Stöckalp nach Melchsee-Frutt. Auch an der Gondel stehen wir nur wenige Minuten. Die grossen Kabinen können mehr als 1300 Personen pro Stunde zum Melchsee hinauf befördern.

Nach einer Schwebezeit von gut zehn Minuten steigen wir auf dem schneebedeckten Vorplatz der Bergstation gleich in die Schneeschuhe ein. Den festgetretenen Weg meiden wir und weichen auf die fast unberührten Schneeflächen zwischen den Häusern aus. Die jedoch sind am Vortag etwas angetaut und über Nacht gefroren, sodass die Oberfläche eher hart ist. Trotzdem hinterlassen wir Spuren im Schnee und stapfen so auf die nächste Häusergruppe, am Rande des Bergdorfes, zu.

Ausserhalb der Ortschaft steigen wir im hügeligen Gelände in Richtung Osten auf und suchen dabei immer von der Sonne angestrahlte Südhänge, wo der Schnee schon wieder weich, oder von der Sonne verschonte Nordhänge, wo der Schnee immer weich ist. Vereiste Abschnitte lassen sich aber nicht vermeiden, so ist es ein Wechsel zwischen lautem Kratzen auf einer hart gefrorenen Schneeoberfläche und einem weichen Einsinken im pulverigen Schnee.

Wie durch ein Labyrinth umrunden wir kleine Hügelchen und laufen durch Schneissen und Tälchen und suchen so den bequemsten Weg nach oben. Wir wissen, dass die offizielle Aufstiegsroute weiter im Süden verläuft, also schwenken wir etwas nach rechts in Richtung Süden, auf die strahlende Sonne zu, und kreuzen dabei auch einmal die Skipiste. Wir laufen bis kurz vor die Bergkante, die sich mehrere Kilometer über einer zig Meter hohen, senkrechten Felswand von Melchsee-Frutt bis zum Rotsandstollen hinauf erstreckt, und schauen tief hinunter, auf die weiss verschneite Ortschaft und den zugefrorenen Melchsee.

Duzende von Skifahrern tummeln sich auf der Verbindungsstrecke zwischen dem externen Fahrstuhl in Hotelnähe, der Kapelle am Ufer des Melchsees und der Talstation des Sessellifts zum Erzegg. In gebührendem Abstand zur Bergkante steigen wir nun den etwas steileren Hang in Richtung Osten auf. In knapp einem Kilometer Entfernung liegt der Bonistock über uns. Dort treffen auch mehrere Aufstiegshilfen für Skifahrer und Snowboarder zusammen. Aber die Wintersportler verschwinden schnell wieder im Nordhang.

Nur ein paar davon bleiben auf der sonnigen Terrasse des Berggasthauses hängen, geniessen die Aussicht und trinken einen Jagertee, so wie wir auch. Anfangs glauben wir, den von hier ersichtlichen, steilen Westhang in Richtung Hohmad aufsteigen zu müssen. Einige Wanderer sind dort als winzige Punkte zu erkennen. Um der Sonne noch etwas Gelegenheit zu geben, den Hang etwas aufzuweichen und griffiger zu macht, verweilen wir etwas länger auf der Terrasse am Bonistock.

Schliesslich laufen wir am Rande der schattigen Skipiste auf dem breiten Berggrat weiter Ostwärts. Im Norden sehen wir durch das fast schneefreie Melchtal bis hin zum Pilatus, an dessen Fuss dichter Nebel über dem Vierwaldstätter See und dem Alpnacher See klebt. Mit Entsetzen schauen wir auf den steilen, schattigen Nordhang des Tannenschild den wir gleich passieren müssen. Wir hoffen sehr, dass die dünnen Spuren breiter und ausgetretener sind, als sie von hier aus den Eindruck machen.

Die Hoffnung stirbt, wie wir dem Hang näher kommen. Die Skispuren geben unseren breiten Schneeschuhen keinen wirklichen Halt. Wäre der Schnee weich, könnte man nach einem Ausrutscher im Hang halt finden, aber bei der fest gefrorenen Oberfläche würde man sehr weit hinunter saussen, stellenweise über eine Felskante hinweg. Umdrehen ist keine Option, also hauen wir uns mit den Schneeschuhen tiefe Tritte in den eisigen Untergrund. Vor allem für den Leidhammel ist das ziemlich anstrengen, zumal die Schrittweite auf dem mehrere hundert Meter weiten Abschnitt kaum länger als ein Schneeschuh ist.

Völlig erschöpft stossen wir an der Grathöhe auf zwei entgegen kommende Schneeschuhdamen, die eine Zeit lang unser Bemühen beobachtet haben. Sie machen uns mit der Aussage Mut, dass wir auf dem Weiterweg noch Probleme haben werden, wenn wir an dem bewältigten Hang schon strauchelten. Als ob eine Schlüsselstelle nicht genug wäre. Man sollte sich bei entgegenkommenden Wanderern nie nach dem Weg erkundigen, denn alle Empfindungen und Einschätzungen sind subjektiv.

Ein wenig können wir uns auf dem folgenden zweihundert Meter langen Abschnitt auf der flachen Grathöhe von den Strapazen erholen. Dann sehen wir, wie die Schneespur direkt auf die steile Gratkante zu steuert und dort zu enden scheint. Vorsichtig tasten wir uns an die Kante heran und halten den Atem an. Ein Absatz von mehr als zwei Metern trennt uns vom Weiterweg im steilen Südhang. Vielleicht könnte ein Zirkusakrobat den Absatz mit Schneeschuhen überwinden, wir ziehen die Schneeschuhe aus und binden sie am Rucksack fest.

Auf allen Vieren klettern wir über die Kante, was sich im Nachhinein vor allem wegen des weichen Schnees als eher unproblematisch heraus stellt. Da es im steilen Hang etwas umständlich ist, die Schneeschuhe anzuziehen, laufen wir bis zur nahen Felskante ohne Schneeschuhe weiter. Mehr als einen halben Kilometer laufen wir fast auf einer Höhenlinie unterhalb einer senkreckten Felswand in Richtung Osten. Dann verzweigen die Spuren im Schnee. Wir entscheiden uns für die Variante, die leicht nach rechts etwas absteigt.

Nach etwa dreihundert Metern macht der offizielle Wanderweg, wie ein Wanderwegweiser anzeigt, einen scharfen Bogen nach rechts in Richtung Südwesten. Wir behalten an der Stelle jedoch unsere Richtung nach Südosten bei und laufen den flachen Hang über eine nahezu unberührte Schneedecke weiter. Dass der offizielle Wanderweg einen Bogen macht, hat seinen Grund, wie wir bald feststellen. Einem steilen Abhang weichen wir nach Süden aus. Ein etwas steilerer Abschnitt des Südhangs, von der Sonne ziemlich aufgeweicht und nur noch mit einer dünnen Schneedecke versehen, erfordert erhöhte Aufmerksamkeit.

Doch dann mehren sich die Spuren in Richtung Osten und nach einem sanften Hügel kommen die Häuser von Tannalp zum Vorschein. Geradewegs laufen wir auf das Berggasthaus Tannalp zu, das überwiegend von Wanderern ohne Schneeschuhe besucht ist. Von Melchsee-Frutt führt ein sechs Kilometer langer, präparierter Winterwanderweg nach Tannalp. Wir geniessen die bereits tiefstehende Sonne und sitzen auf der Terrasse des Berggasthauses, müssen aber nach einer Stunde bereits wieder aufbrechen, da wir uns erst am Wendepunkt der Rundtour befinden.

Zwischen Langlaufloipe und Winterwanderweg laufen wir auf den Tannensee zu. Nach einem halben Kilometer verzweigen bei der Alm Fachshubel die Spuren. Die rechte Spur verläuft im Norden am Tannensee entlang, während die linke Spur über das Erzegg zum Balmeregghorn führt. Wir folgen etwa einen Kilometer den leicht ansteigenden Schneeschuhspuren in Richtung Erzegg, sind dann aber nicht gewillt, noch einmal zweihundert Höhenmeter weiter aufzusteigen. Wir wollen nach rechts auf schnellstem Weg nach Melchsee-Frutt abkürzen.

Ein bisschen kommt es uns schon komisch vor, dass es in diese Richtung keine Schneeschuhspuren gibt. Den Grund dafür sehen wir schon nach zweihundert Metern, wie der Hang steiler und steiler wird und nicht ersichtlich ist, ob weiter unten ein Abgrund lauert. Wir weichen nach rechts aus und queren den Hang, bis ein Abstieg problemlos erscheint. Dann laufen wir nach einem Linksbogen wieder auf Melchsee-Frutt zu. Diese Situation wiederholt sich noch einmal, wobei wir dieses Mal nach einem kleineren Schlenker wieder in die gewünschte Richtung laufen können.

Schliesslich überblicken wir das Gelände bis hin zu einer Langlaufloipe, so dass keine unangenehme Überraschung mehr zu erwarten ist. Über die Ebene zwischen Tannensee und Melchsee laufen wir nun bei langsam untergehender Sonne etwa zwei Kilometer zurück bis ans Ufer des Melchsees. Dabei kreuzen wir gelegentlich eine Loipe und nutzen einen längeren Abschnitt auch den Winterwanderweg, auf dem wenige Male ein Snowmobil entgegen kommt.

Von der Kapelle am Melchsee laufen wir den winterlichen Fussweg am Ufer entlang und passieren dabei den Fahrstuhl, der weniger gehfreudige Wanderer und Skifahrer auf die Höhe des 4-Sterne-Hotels Frutt Lodge & SPA befördert. Eine Suite mit Seesicht für zwei Personen ist pro Nacht schon ab 500,00 CHF zu haben, dafür ist der Aufzug umsonst. Wir schaffen den letzten, unerheblichen Anstieg zum Hotel hinauf ohne grössere Probleme.

Zwischen Häusern und einem Hügel laufen wir die letzten zweihundertfünfzig Meter bis zur Bergstation der Seilbahn, begleitet von Skifahrern, Wanderern und Abreisenden, die ihr Gepäck auf dem Schlitten hinterher ziehen. Trotz Ansturm auf die Bergstation verlieren sich die Menschen in der grossen Eingangshalle und es entsteht weder Gedränge noch Wartezeit. Mit einer der nächsten Gondeln schweben wir wieder hinunter, zur schattigen Stöckalp. Nur die hohen Bergspitzen leuchten noch hellrot in der Abendsonne.
siehe auch

Bilder von Jürgen Duffner:    http://www.natur-um-triberg.de
   
benachbarte Wanderungen:    Melchsee - Tannalp (416)   17.07.2014 (Do)
     Abgschütz (298)   12.09.2010 (So)
     Jochpass - Engstlenalp (373)   03.10.2012 (Mi)
   
Wandervorschläge:    http://www.melchsee-frutt.com
     http://www.melchsee-frutt.ch
   
Berggasthaus Tannalp:    http://www.tannalp.ch
   
Wikipedia:    http://de.wikipedia.org/wiki/Melchsee-Frutt
   
Alpenpanoramen:    Über dem Melchsee
     Schratten

Bild 1: Häuser von Melchsee - Frutt

Bild 2: Haupt

Bild 3: Melchsee - Frutt und Hochstollen

Bild 4: Hotel in Melchsee - Frutt und Glogghus

Bild 5: Glitzern im Gegenlicht

Bild 6: Blick zum Hochstollen

Bild 7: Kapelle am Melchsee und Glogghus

Bild 8: Kapelle am Melchsee

Bild 9: Felchsee - Frutt und Hochstollen

Bild 10: Scharte beim Bonistock

Bild 11: Rothorn und Glogghus

Bild 12: Melchtal und Pilatus

Bild 13: Hochstollen und Nordhang Tannenschild

Bild 14: Schindengrätli, Bocki und Heitlistock

Bild 15: Tannenschild und Hochstollen

Bild 16: Gegenlicht bei Chringen

Bild 17: Schwarzhorn und Graustock

Bild 18: Bergkante bei Chringen

Bild 19: Chringen - Schlüsselstelle

Bild 20: Chringen - Schlüsselstelle

Bild 21: Graustock und Titlis

Bild 22: Graustock und Titlis

Bild 23: Graustock

Bild 24: unterm Gross Hohmad

Bild 25: unterm Gross Hohmad

Bild 26: Graustock, Titlis, Wendenstöcke und Tannalp

Bild 27: Fachshubel und Höfli

Bild 28: Graustock und Tannalp

Bild 29: Südhang bei Tannalp

Bild 30: Berggasthaus und Kapelle von Tannalp

Bild 31: Winterwanderweg Tannalp - Melchsee

Bild 32: Winterwanderweg Tannalp - Melchsee

Bild 33: Loipen bei Tannalp

Bild 34: Kapelle bei Tannalp

Bild 35: Winterwanderweg Tannalp - Melchsee

Bild 36: Fachshubel

Bild 37: Schneeschuhstrecke bei Fachshubel

Bild 38: Tannalp

Bild 39: Hütte am Tannensee

Bild 40: Wanderwegweiser

Bild 41: Wanderwegweiser

Bild 42: Abstieg zum Tannensee

Bild 43: Titlis, Reissend Nollen, Wendenstöcke, Pfaffenhuet

Bild 44: Südwand unter Bonistock und Tannenschild

Bild 45: Melchsee - Frutt mit Hochstollen und Haupt

Bild 46: Titlis, Reissend Nollen, Wendenstöcke, Pfaffenhuet, Mören

Bild 47: Hotel und Fahrstuhl Melchsee - Frutt

Bild 48: Titlis, Reissend Nollen, Wendenstöcke, Pfaffenhuet, Mören

Bild 49: Titlis, Reissend Nollen, Wendenstöcke, Pfaffenhuet, Mören

Bild 50: Erzegg im Abendlicht

Bild 51: Abendsonne
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