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Auf dem Flyer von Melchsee-Frutt ist unter den Wander-Tipps unsere geplante Tour als zwei eigenständige Wanderungen aufgeführt. Beide empfohlenen Wanderungen gehen vom Melchsee auf unterschiedlichem Weg nach Stöckalp hinunter, während wir eine Rundwanderung machen wollen.
Bei Stöckalp finden wir aussergewöhnlich viel Parkplätze und für Schweizer Verhältnisse noch ungewöhnlicher, sie sind alle gratis. Mit der Seilbahn kann man zum Melchsee hinauf gondeln, aber auch ein Strässchen führt nach oben. Allerdings ist dessen Benutzung kostenpflichtig und zeitlich eingeschränkt. Auch jetzt warten einige PKW, bis sie zur vollen Stunde hinauf fahren dürfen.
Wir verzichten auf jegliche Aufstiegshilfen und gehen wie gewohnt zu Fuss. Dank der eingeschränkten Strassenbenutzung haben wir die Strasse für uns und bevor die Stunde voll ist, haben wir sie längst verlassen, denn nach 600m biegen wir rechterhand in einen Wanderweg ein.
Nach einer knappen halben Stunde stossen wir auf eine stark verwitterte Holztreppe, die ihre Aufgabe gerade noch so erfüllen kann. Die folgenden Treppen, die uns jetzt nach und nach senkrechte Felswände überwinden lassen, sind gottlob in besserem Zustand. Zwischen den Bäumen hindurch sehen wir in einen tiefen Tobel und lassen die Bäume einmal mehr Durchblick zu, können wir auch bis ins Melchtal hinunter sehen.
Weitere 20 Minuten später erreichen wir Stepfen, wo uns ein grünes, sonniges Plateau überrascht, auf dem sich zwischen grossen Felsbrocken eine niedliche Hütte versteckt, deren Gäste von uns gerade beim Zähneputzen gestört werden. Auch ein Gipfelkreuz auf einer kleinen Anhöhe fehlt nicht. Von dort sieht man durch eine Baumlücke fast 500 Höhenmeter weiter untern den Gasthof Waldhaus, neben der Seilbahnstation von Stöckalp.
Auf der anderen Seite des Melchtal sehen wir unter anderem den Widderfeldstock, das Nünalphorn und den Wild Geissberg oder Huetstock. Aber auch bei der Alp gibt es interessantes zu beobachten. So wurde eine Seilbahnkabine zu einem Klohäuschen umfunktioniert.
Nach einer kurzen Trinkpause verlassen wir die Alp in Richtung Westen. Der Pfad begleitet den Innenbach entgegen seiner Fliessrichtung. An einer exponierten Stelle ist der Pfad abgerutscht und vom Bach weggespült worden. Dort queren wir den Bach und steigen an seiner Nordseite bis über die Baumgrenze hinauf.
Schon von Weitem fallen uns viele orange, bewegliche Farbtupfer auf, die mit zunehmender Näherung lauter werden. Es handelt sich um eine Schweizer Wandergruppe im Einheitsdress. Sie halten Ausschau nach einer Feuerstelle. Nach einem kurzen Smalltalk setzen alle ihren Weg fort. Schon kurze Zeit später sind Akkordeonklänge zu vernehmen und wie wir uns umdrehen, sehen wir aufsteigenden Rauch.
Ungefähr nach einer Stunde erreichen wir die Alp Innenbach, fast exakt 300 Höhenmeter über der Alp Stepfen. Weit unter uns, die orange Wandergruppe beim Grillen und noch viel tiefer, auf der anderen Seite des Tobels, auf einem kleinen, grünen Balkon die Alp Stepfen, ein herrlicher Ausblick, der für eine Trinkpause zum Rasten verführt. Dass wir von hier aus auch den Abgschütz sehen, den höchsten Punkt unserer Wanderung, wissen wir noch nicht. Er wird im Gegenlicht etwa 200m vom Hochstollen überragt.
Nur 10 Minuten laufen wir auf einem Schotterweg leicht ansteigend bis zur Passhöhe Bachegg. Von dort sehen wir direkt zum geografischen Mittelpunkt der Schweiz hinunter. Eigentlich wollten wir dem Ort einen Besuch abstatten, aber ein voller Parkplatz und zusätzliche Höhenmeter, erst runter, dann rauf, schrecken uns etwas ab, zumal noch einige Hundert Höhenmeter vor uns liegen.
Entspannt folgen wir die nächsten 40 Minuten dem Schotterweg in Richtung Südwesten. Die ersten 20 Minuten geht es bis zur Abzweigung nach Alp Älggi, wo sich der Schweizer Mittelpunkt befindet, abwärts und dann wieder aufwärts. Zum Schluss windet sich der Weg in ein paar Kurven auf die Hochebene des Sachsler Seefeld hinauf.
Wenige Meter vor der Seefeld Alp zweigt der Obwalder Höhenweg (57) nach links ab. Ein Wanderwegweiser zeigt zum Abgschütz, dem höchsten Punkt unserer Wanderung. Mit gemischten Gefühlen schauen wir gegen die Sonne auf den steilen Hang unterm Chringengrätli, eine Passhöhe, die wir überschreiten müssen. Wir passieren ein kleineres Seelein rechterhand und ein grösseres Seelein linkerhand, bevor der Pfad deutlich zu steigen beginnt.
Eine Hütte mit Berg- und Seesicht lässt uns noch mal kurz anhalten und schauen. Dann wird auch das gössere Seelein in der Tiefe immer kleiner und dessen blau immer dunkler. In wenigen Kehren geht es nun über Schotter 30 Minuten lang steil hinauf. Am Grat überrascht uns eine herrlicher Blick gegen die Sonne zu den Berner Alpen. Und über dem Grat wacht die spitzige Felsnadel des Seefeldstock über uns.
Wir geniessen die Aussicht bei einer kurzen Trinkpause und ahnen nicht, dass noch 200 Höhenmeter auf uns warten. Erst wie wir vom Chringengrätli ein paar Meter einen steilen Schotterhang auf eine Felswand zu absteigen und am Fels Wanderwegweiser vorfinden, wissen wir, was die Stunde geschlagen hat. Ein steiler Bergpfad, mit Ketten und Drahtseilen gesichert, schraubt sich links den grasbewachsenen Felshang hoch. An einigen Stellen ersparen Metallbügel ein Klettern auf allen Vieren.
Im Zickzack und mit Handeinsatz meistern wir die 200 Höhenmeter in einer knappen Dreiviertelstunde. Mit jedem Schritt wird der Atem kürzer, aber die Aussicht weiter. Auch der vorher so beeindruckende Seefeldstock wirkt jetzt nur noch wie ein harmloses Hügelchen. An einem windschief aufgestellten Bergwegweiser glauben wir den Gipfel erreicht zu haben, aber erst ein paar Minute später lesen wir die Schnapszahl 2222m, auf dem Wanderwegweiser am Gipfel des Abgschütz.
Die atemberaubende Aussicht erweitert sich jetzt noch um den Blick nach Osten, wo auf einer weiten Hochebene mehrere Seen und das Bergdorf Frutt in Erscheinung treten. Im Norden sehen wir über das Seelein auf dem Sachsler Seefeld hinweg durch das Klein Melchtal bis zum Sarnersee und ganz im Hintergrund den Pilatus.
Viele Gipfel verstecken sich bereits in Wolken, deshalb halten wir uns nicht lange auf, sondern treten bald den Abstieg nach Frutt am Melchsee an. Im ersten Teil der Strecke steigen wir die meisten Höhenmeter ab. Je mehr wir uns dem Melchsee nähern, um so flacher wird das Gelände und breiter der Weg. Unterwegs passieren wir den kleineren Blausee und weitere namenlose Tümpel.
Nach knappen anderthalb Stunden, einem Abstieg von gut 300 Höhenmetern und einer Distanz von etwa 3,5 Kilometern stossen wir an den westlichen Zipfel des Melchsee. An der bewirtschaftete Hütte mit Terrasse kommen wir nicht dran vorbei, wir müssen einfach einkehren. So sitzen wir eine Stunde und stellen dann mit Schrecken fest, das wir uns noch nicht nach der Uhrzeit der letzten Talfahrt erkundigt haben.
Die Fusslahmen müssen jetzt nach Frutt aufbrechen, um die letzte Bahn nach Stöckalp hinunter noch zu erwischen. Der kleine Rest der Gruppe macht sich auf den Fussweg. Direkt ab der Hütte führt ein Wirtschaftsweg in Richtung Nordwesten zum Teufiboden. In ein paar Kurven verläuft er leicht abwärts an mehreren Almen vorbei, bis er an einer solchen endet. Bis zu einer kleinen Kapelle steigen wir dann weglos den Wiesenhang hinab und stossen auf das Fahrsträsschen zwischen Stöckalp und Frutt.
Nur eine Kurve des Fahrsträsschens nehmen wir mit und finden dann einen Wanderwegweiser, der uns von der Strasse weg lotst. Ein bisschen erinnert uns der Wanderweg an die breiten Wanderwege des Bergells. Immer in der Nähe des Cheselenbach schlängelt sich der Weg ins Tal hinunter. Eine Tafel warnt vor Steinschlag, der von den senkrechten Felswänden des Brünighaupt droht.
Die Wolken lassen gelegentlich ein Tröpfchen fallen, doch wir sehen keinen Grund, uns in der stabilen Schutzhütte am Wegesrand unterzustellen, zumal ein Berghang im Norden noch von der Sonne beschienen wird. Für den Abstieg von 7 Kilometern und 850 Höhenmetern benötigen wir beinahe zwei Stunden. Erst 10 Meter vor dem Auto setzt der Regen ein.