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Wageten (303)
Samstag 09.10.2010

Anfahrt: Rielasingen - Stein am Rhein - Frauenfeld - Wil - Wattwil - Ricken - Schänis - Oberurnen   

Route: Oberurnen - Tschingel - Ober Lochegg - Wageten - Ober Lochegg - Sonnenplanke - Tilimann - Gugger - Tschingel - Oberurnen

Gehzeit: ca. 6:00 h
Oberurnen - Schalchhalden  ... 0:20 h
Schalchhalden - Tschingel  ... 0:50 h
Tschingel - Pausenplatz  ... 0:25 h
Pausenplatz - Ober Lochegg  ... 0:45 h
Ober Lochegg - Wageten  ... 0:50 h
Wageten - Ober Lochegg  ... 0:50 h
Ober Lochegg - Sonnenplanke  ... 0:30 h
Sonnenplanke - Tilimann  ... 0:10 h
Tilimann - Gugger  ... 0:10 h
Gugger - Tschingel  ... 0:30 h
Tschingel - Oberurnen  ... 0:40 h

Höhendifferenz: ca. 1300m

Distanz: ca. 17km


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Wie verabredet, treffen wir uns vor der Kirche in Oberurnen. Da uns kein Wanderwegweiser direkt ins Auge springt, laufen wir die Dorfstrasse in Richtung Süden. Erst am Ortsende, nachdem wir längst ans Umdrehen denken, stossen wir auf einen gelben Wanderwegweiser. Dieser zeigt jedoch kein Ziel an, sondern bezeichnet lediglich den Fridliweg, ein Historischer Weg.

Wir folgen dem Fridliweg in Richtung Norden, parallel zur Dorfstrasse, bis wir wieder in Höhe der Kirche sind. Dann sehen wir endlich einen Wanderwegweiser, der bergwärts, nach links in Richtung Lochegg zeigt. Auf einem Asphaltsträsschen verlassen wir Oberurnen. Über dem Nebel tauchen die Gipfel von Federispitz, Mattstock, Leistchamm, Mürtschenstock und Fronalpstock auf, während Oberurnen im Nebel zu versinken droht.

Das Gelände wird zunehmend steiler, doch Dank weitläufigen Serpentinen bleibt der Aufstieg erträglich. Ausgerechnet in einer Passage, wo das Strässchen in den Fels gesprengt wurde, haben wir ungewöhnlichen Gegenverkehr. Eine unbeaufsichtigte Kuhherde kommt uns entgegen und schaut genauso dumm aus der Wäsche, wie wir. Doch unbeaufsichtigt? Nein, ein kleiner Hund hat die Situation voll im Griff. Er kläfft seine Herde an und ermuntert sie, sich von uns nicht beirren zu lassen. Und so kommen alle unbeschadet aneinander vorbei.

Ein nobles Anwesen mit unverbaubarer Bergsicht zieht unsere Blicke in seinen Bann, doch der Gedanke an den winterlichen Anfahrtsweg schwächt das Bedürfnis wieder ab, so etwas besitzen zu wollen. Hier, am Tschingel, endet auch das Asphaltsträsschen. Wir haben bis hier her in einer guten Stunde bereits 450 Höhenmeter gemeistert.

Der holprige Weiterweg ist zwar breit, hätte aber nicht einmal die Bezeichnung Schotterweg verdient. Recht steil setzt sich der Weg bald im Wald fort, wo wir nach einer schweisstreibenden Viertelstunde bei Mittelhölzli an eine Weggabelung stossen. Zum ersten mal ist unser Wanderziel Wageten mit einer Gehzeit von 2 Stunden ausgeschildert.

Ganz überrascht sind wir, wie wir nach wenigen Minuten auf einer grünen Bergwiese landen. Bunt leuchten die herbstlichen Laubbäume vor den weissen Felswänden unterm stahlblauen Himmel. Tisch und Bänke neben einer putzigen Almhütte zwingen förmlich zu einer kleinen Rast. Während die Einen alle Viere von sich strecken sind die Anderen unermüdlich auf der Jagd nach interessanten Fotomotiven.

Weiter geht es über mässig steile Wiesen, umrahmt von bunten Laubbäumen und übersäht von kleineren und grösseren Felsbrocken. Deutlich ist das Westufer des Walensee zu erkennen, während der Rest unter einer dicken Nebeldecke verschwindet. In grösserem Abstand passieren wir die Alp Unter Lochegg. Nach einer dreiviertel Stunde zieht uns ein Kreuz an einer Bergkante, unweit der Alm Mittl. Lochegg magisch an.

Erstmals lugt jetzt die Spitze des Wageten über die Bergkante am Horizont. Unbezwingbar sieht die Felsspitze aus, wir werden sehen. Die herrliche Aussicht Richtung Osten, zum Walensee, wollen wir ein paar Minuten geniessen. Deutlich hebt sich der Fridlispitz hervor, der wir im Laufe der Wanderung umrunden werden.

Nur wenige Minuten laufen wir zur Weggabelung Ober Lochegg, von der aus wir den Abstecher zur Wageten vor haben. Der Anblick der Felsspitzen steigert nicht unbedingt den Glauben an das Gelingen des Vorhabens. Und wegen der Wegbeschaffenheit tauft ein Mitwanderer den breiten Weg "Highway to Hell".

An der Weggabelung Ober Lochegg zeigt kein Wegweiser mehr in Richtung Wageten. Auch ein Pfad durch die Wiesen ist kaum erkennbar, doch die Richtung ist eindeutig. Immer steiler und schmaler wird der anfänglich breite Grat zur Wageten hin. Je weiter wir uns dem Felsklotz nähern, um so ausgetretener wird der Pfad. Beidseitig vermitteln Bäume und Sträucher Sicherheit vor dem Abgrund. Unter der senkrechten Südwand des Wageten verliert sich der Pfad beinahe zwischen Felsbrocken und grobem Schotter. Gelegentlich ist eine bleichte, rote Markierung zu erahnen.

Fast befürchten wir, am Aufstieg vorbei gelaufen zu sein, doch dann finden wir westlich des Gipfelstocks im Schotterhang Trittspuren. Im Zickzack geht es bis zu einer Felskante steil hinauf. Jetzt ist es Zeit, die Kamera in die Tasche zu packen, um beide Hände frei zu haben. Zwischen Latschen hindurch windet sich der kaum erkennbare Pfad durch ein Felslabyrinth aufwärts. Von Seilsicherung keine Spur, aber die blanken Wurzeln der Latschen bilden sehr nützliche Griffe zum festhalten und hinaufziehen.

Eine steile Rinne, frei von Latschen, könnte die erste echte Schlüsselstelle für nicht Schwindelfreie sein. Doch ein beherzter Schritt, bei dem man sich auch am Fels über Kopf festhalten kann, und der Spuk ist vorbei. Hinter einer Felskuppel dann das vorläufige Aus. Von einem sicheren Standplatz aus sehen wir das Gipfelkreuz, von dem uns nur noch eine kurze Kletterpassage trennt.

Bei genauem Hinschauen sieht man im Fels die Griffe, die den Aufstieg möglich machen. Doch beidseitig schrecken senkrecht abfallende Felswände den verängstigen Wanderer. Zwei unerschrockene Mitwanderer klettern sofort die Schlüsselstelle hoch und rufen zurück "alles easy". Nach und nach fassen auch die Anderen Mut und kraxeln die letzten 10 Höhenmeter zum Gipfel des Wageten hoch.

Fantastisch ist die Aussicht vom Gipfel in alle Himmelsrichtungen. Am meisten beeindrucken jedoch die Felsspitzen in unmittelbarer Umgebung, sowie vom benachbarten Brückler. Mit dem Gedanken an das Abkraxeln der Schlüsselstelle im Hinterkopf will nicht so richtig Ruhe zum Rasten aufkommen. Schliesslich haben wir beim Abstieg die Abgründe direkt vor Augen. Deshalb fällt die Gipfelrast kurz aus und wir steigen bald wieder ab.

Nicht so tragisch wie ausgemalt gestaltet sich der Abstieg über die eine oder andere subjektive Schlüsselstelle. Am Fusse des Gipfelstocks setzten wir uns zu einer kleinen Untergipfelrast und sind stolz darauf, das gesteckte Ziel geschafft zu haben. Dann marschieren wir über den bewachsenen Ostgrat hinunter zum Wegweiser Ober Lochegg, um von dort im Richtung Sonnenalp weiter zu laufen.

Noch einige Minuten haben wir beim Zurückblicken die markanten Felsspitzen von Brückler und Wageten vor Augen. Von den zwei Spitzen des Wageten sind wir nicht ganz sicher, welche unser Gipfel war. Das vergrösserte Foto am PC-Bildschirm bestätigt später, dass wir die linke Spitze erklettert hatten.

Ganz entspannt laufen wir nun eine halbe Stunde lang ohne nennenswerten Höhenverlust durch einen fast märchenhaften Wald. Ab und zu gibt eine Baumlücke den Blick in das Schwändital frei, das wir bereits bei einer früheren Wanderung kennen lernen durften. Kurz vor Sonnenplanke (Sunnenplangge) treten wir aus dem Wald heraus und haben freie Sicht über die Nebeldecke, hinüber zu Mürtschenstock und Fronalpstock.

Knapp 10 Minuten queren wir den sonnigen Südhang, werden dann aber erneut von einer sonnigen Bank unter einem Kreuz zu einer Rast gezwungen. Wir haben es nicht besonders eilig, in das neblige Tal abzusteigen. Von Oberurnen aus ist die Sunnenalp über ein Asphaltsträsschen zu erreichen. Beinahe erliegen ein paar Mitwanderer der Versuchung, in ein Auto einzusteigen.

Wir nutzen das Asphaltsträsschen wenige Hundert Meter und 40 Höhenmeter abwärts zu Fuss. Beim Punkt Gugger zweigt der Wanderweg nach Tschingel und Oberurnen ab. Jetzt wird es noch einmal anspruchsvoll, wenigstens für die Knie. Ein steiler Waldpfad durch einen bunten Herbstwald steht uns bevor und soll uns etwa 350 Höhenmeter hinunter bringen. Daran könnte uns höchstens der Jäger mit seinem grimmigen Blick und seinem Gewehr hindern, wenn er wollte.

Inzwischen ist der Boden feucht bis nass, denn wir bewegen uns auf der Höhe der Nebeldecke. Um so vorsichtiger müssen wir uns bewegen, auf den letzten Metern über den Wiesenpfad bis Mittelhölzli, wo wir vor gut 6 Stunden schon einmal nach Luft gerungen haben. Den unangenehmen Bergweg bis Tschingel kennen wir bereits vom Aufstieg. Er erscheint uns noch steiler als am Morgen, doch nach weniger als 10 Minuten stehen wir bei Tschingel auf dem Asphaltsträsschen.

Zwei junge Kälber hüpfen auf einer benachbarten Wiese auf und ab, wie junge Hunde. Wie wir gleich sehen, gilt ihre Freude nicht uns, sondern den Kühen, die alsbald um die Kurve das Strässchen herauf kommen. Sie kehren jetzt, nach erfolgreichem Fresstag, selbständig zurück in ihren Stall. Wir laufen auf dem Asphaltsträsschen in einer knappen Dreiviertelstunde die letzten 450 Höhenmeter und 3 km bis Oberurnen hinunter.

Bild 1: Herbstfarben über Oberurnen

Bild 2: Kapelle in Oberurnen

Bild 3: Oberurnen in Gegenlicht

Bild 4: Alpentaxi

Bild 5: Strässchen nach Tschingel

Bild 6: Federispitz und Mattstock

Bild 7: Nebeldecke im Gegenlicht

Bild 8: Niederurnen mit Federispitz und Mattstock

Bild 9: Nebel überm Walensee

Bild 10: Bergsträsschen nach Tschingel

Bild 11: ungewöhnlicher Gegeverkehr

Bild 12: ungewöhnlicher Gegeverkehr

Bild 13: nobles Berghaus

Bild 14: Herbstfarben

Bild 15: Alm über Mittelhölzli

Bild 16: Bergwiese im Morgenlicht

Bild 17: Alm über Mittelhölzli

Bild 18: Federispitz, Mattstock, Leistchamm

Bild 19: Oberurner Tal

Bild 20: Mittl. Lochegg

Bild 21: Mattstock, Alpstein und Gulmen

Bild 22: Nebel überm Zürichsee

Bild 23: Fridlispitz

Bild 24: Südwand Wageten

Bild 25: Aufstieg Wageten

Bild 26: Blick Richtung Walensee

Bild 27: Blick vom Wageten zum Walensee

Bild 28: Brückler und Chöpfenberg

Bild 29: Schwändi und Tierberg

Bild 30: Blick Richtung Rautispitz

Bild 31: Gipfelkreuz Wageten

Bild 32: Kraxelstelle Wageten

Bild 33: Blick Richtung Brückler und Chöpfenberg

Bild 34: Fridlispitz und Mürtschenstock

Bild 35: Nebel überm Zürichsee

Bild 36: Ostgrat Wageten

Bild 37: Blick Richtung Alpstein

Bild 38: Wageten

Bild 39: Hauptgipfel Wageten

Bild 40: Brückler

Bild 41: Brückler und Wageten

Bild 42: Wegmarkierung

Bild 43: Herbststimmung

Bild 44: Blick Richtung Fronalpstock

Bild 45: Mürtschenstock und Fronalpstock

Bild 46: Weg zur Sunnenalp

Bild 47: Berghaus mit Mürtschenstock und Fronalpstock

Bild 48: Kreuz bei Tilimann

Bild 49: Mürtschenstock und Fronalpstock

Bild 50: Strässchen bei Tilimann

Bild 51: Blick zum Mürtschenstock

Bild 52: Herbstwald unter Felswand

Bild 53: Waldpfad Gugger-Tschingel

Bild 54: herbstlicher Waldpfad

Bild 55: Herbststimmung

Bild 56: Federispitz und Niederurnen

Bild 57: Nebelauflösung

Bild 58: ungewöhnlicher Gegenverkehr

Bild 59: ungewöhnlicher Gegenverkehr

Bild 60: Niederurnen und Walensee
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