So. 09.09.2007, Hüttchopf - Töss | So. 16.09.2007, Staufen - Rappenloch |
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Ein Bäckerstand vor dem Bahnhof könnte noch in letzter Sekunde mit Wegverpflegung versorgen, aber wir sind bestens ausgerüstet. Wenige Meter später ist die erste Entscheidung fällig. Ein Wanderwegweiser zeigt unser Ziel gleich in mehreren Richtungen an. Wir lassen uns jedoch von der 10 Minuten kürzeren Strecke nicht locken, schliesslich sind wir in erster Linie zum Laufen unterwegs und nicht zum Abkürzen. Vielleicht ist in der Gehzeit auf dem Wanderwegweiser der Bahnübergang berücksichtigt worden, denn dieser ist geschlossen, so dass wir einen Moment warten müssen. Auf der anderen Seite des Bahnüberganges biegt der Wanderweg sofort ins Grüne ab. Die richtungsweisende Markierung ist aber nur schwach in einiger Entfernung mit geübtem Auge zu erkennen. Auf schmalem Pfad geht es gleich steil durch den Wald aufwärts. Der Verkehrslärm erinnert uns, ganz in der Nähe einer Urbanisation zu sein und nach kurzer Waldwegfreude sind wir wieder mitten drin. Während wir eine höhergelegene Dorfstrasse entlang laufen, bestaunen wir am gegenüberliegenden Hang aufgestapelte, bunte Wohnschachteln. Dann lockt uns eine gelbe Markierung wieder in den Wald. Zwischen den Bäumen fällt kaum auf, dass wir einen Gratweg, 100 Höhenmeter über unserem Ausgangspunkt, gehen. Rechter Hand das Bäntal, linkerhand das Erxtal und über uns die startenden Düsenflugzeuge, die wenige Minuten zuvor in Zürich-Kloten den Boden verlassen haben. Sie werden uns noch bis zum Schauenberg verfolgen. Zum Trost vergehen zwischen den einzelnen Starts meist ein paar Minuten. Der Waldweg zieht sich über einen Kilometer auf dem Grat durch den dichten Laubwald in Richtung Osten, bis er den Grat einige Meter ins Bäntal hinunter verlässt. Wir überqueren das Fahrsträsschen, das Kollbrunn mit Nussberg verbindet und tauchen gleich wieder in einen Laubwald ein, wo der Wanderweg ein Stück den Bäntalbach verfolgt. Ein Wanderwegweiser und dann rauschendes Geräusch kündigt endlich den Tüfels Chilen an, den wir von Abbildungen aus dem Wanderführer bereits kennen. Aus mehreren Quellen fällt das Wasser über eine bemooste Kanzel und purzelt anschliessend viele ebenfalls bemooste Tuffsteintreppchen herunter. Wir machen eine kurze Trink- und Paparaziepause, während der auch die Gelegenheitsknipser ihre Kameras zuunterst aus dem Rucksack zerren. Treppauf geht es zur Kanzel der Tüfels Chilen hoch, wo wir wie so oft an unsere vergessenen Grillwürstchen erinnert werden. Eigentlich sollte unser Wanderweg weiter dem Bäntalbach folgen und durch den Rörlitobel führen. Aber wie an vielen Stellen zeigt ein Wanderwegweiser in mehreren Richtungen unser Wanderziel, den Schauenberg, an. Da auch nach längerem Gehen der erwartete Geissen Bäntal, ein weiterer Wasserfall, nicht auftaucht, wird klar, dass wir eine ungeplante Variante der Route erwischt haben. So laufen wir entlang eines sonnigen Waldrandes mit schöner Aussicht auf das Zürcher Oberland, während der geplante Weg durch den Rörlitobel mit Sicherheit weniger sonnig, aber nicht weniger spannend, gewesen wäre. Es wechseln sich jetzt Landwirtschaftswege und schmale Waldpfade ab, wobei die Waldpfade oft auf einem Grat verlaufen. An einem abgelegenen Gehöft erinnern nur die Überflieger an den Trubel der Zivilisation. Südlich von Ober-Schlatt queren wir das Fahrsträsschen und 600 Meter weiter tangieren wir das Strässchen, das die Sieldung Schwändi an die Umwelt anbindet. Noch gute 100 Höhenmeter trennen uns vom Schauenberg. Wie schon mehrfach, bilden freigelegte Wurzeln der Laubbäume kleine Treppchen, die den ansteigenden Waldweg leichter hinauf steigen lassen. Wo der Weg den Wald verlässt, liegen Kühe am Wegesrand, wie Wegelagerer, die Maut kassieren wollen. Am sonnigen Waldrand entlang zieht sich ein Schotterweg bis zu den Ruinen auf dem Schauenberg. Erstmals bekommen wir ein frisches Lüftchen zu spüren. Wir verkriechen uns hinter die niedrigen Ruinenmauern, um ohne zu frösteln unser Vesper geniessen zu können. Die Aussicht ist trotz mangelnder Sicht fantastisch. Viele Hügel des Zürcher Oberlands sind zu sehen. Wehen seines Turmes erkennen wir aber nur das Hörnli. Bei Fernsicht sind mit Sicherheit die weissen Riesen der Alpen und auf der anderen Seite der Bodensee zu sehen. Heute müssen wir uns jedoch mit dem nicht weniger ansehnlichen Zürcher Oberland begnügen. Nach einer guten Stunde Rast nehmen wir den Rückweg in Angriff. Steil geht es Richtung Süden den Wald hinunter. Erst 250 Höhenmeter tiefer zwingt uns ein idyllisches Anwesen zum Verweilen und Schauen. Schwarze Ziegen und niedliche kleine Kälber wollen mit uns spielen. Kleine Gewächshäuser und bunte Blumenteppiche am Haus und Wegesrand zeigen eine paradiesische Vielfalt an Botanik. Die Bäuerin ist im Garten beschäftigt. Den Eindruck, den das Anwesen macht, muss sie sich Tag und Nacht im Garten aufhalten. Auf asphaltiertem Strässchen erreichen wir wenige Minuten später die Siedlung Girenbad. Zwar gibt es laut Karte einen Fussweg für unsere weitere Route, aber wir folgen vor Ort den gelben Markierungen. So laufen wir ein Asphaltsträsschen knapp einen Kilometer und nur 50 Höhenmeter hinunter nach Lättenberg, einer kleinen Siedlung. Dort empfangen uns lautstark zwei Schäferhunde, die ihre weidende Schafherde bewachen. Aber Hunde, die bellen, beissen nicht, vor allem, wenn sie sich in einer eingezäunten Weide befinden. Kurz hinter Lättenberg erlauben wir uns einen kleinen, aber lohnenden, Umweg durch den Gartentobel. Über einen hervorragend angelegten Pfad am sehr steilen Hang gelangen wird in den Tobel hinunter. Ohne diesen Pfad wäre dieser Abstieg nur mit Seil vorstellbar. Noch einmal kann sich niemand verkneifen, nach der Kamera im Rucksack zu pulen. Aufgereiht, wie bei einer Presskonverenz, stehen wir nebeneinander und lichten den fotogenen Zeller Giessen ab. Von einer senkrechten Wand aus Nagelfluhgestein fällt das Wasser mehrere Meter in die Tiefe. Die weicheren Schichten des Gesteins wurden im Laufe der Jahre von der Witterung ausgehöhlt. Ein Schauspiel, wie es recht oft im Zürcher Oberland zu sehen ist. Nach einer kurzen Pause erreichen wir etwa 10 Minuten später den kleinen Ort Zell. Ein paar scheue Rehe am Wegesrand in einem eingezäunten Areal lassen die Kamera klicken. In Zell wägen wir das Für und Wider einer Bahnfahrt, zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, ab. Fast einstimmig wird der Fussweg, der laut Wanderwegweiser 1:20 Stunden in Anspruch nehmen soll, befürwortet. So mancher flucht aber bald über diese Entscheidung, denn der Weg steigt noch einmal gewaltig an. Zuerst noch zahm entlang eines Asphaltsträsschens, biegt dann ein Pfad ab, der es in sich hat. In vielen Kehren steigen wir gute 150 Höhenmeter den steilen Hang hinauf. Eine sonnige Hochebene erwartet uns und zufrieden marschieren wir einen guten Kilometer auf gemütlichen Landwirtschaftswegen zur Siedlung Unterlangenhard. Neugierig beobachtet uns ein Pferd durch das Stalltor. Neben den vielen Pferdeliebhabern, die es hier zu geben scheint, wundern uns die vielen Verbotstafeln für Pferde. Am Ortsrand mündet das schmale Asphaltsträsschen in eine Wiesenpfad und taucht sogleich in den dichten Laubwald ein. Auf unbeschildertem Pfad weichen wir vom Weg ab und gelangen nach kurzem Aufstieg zu einem Aussichtspunkt, wären da nicht die dichten Laubbäume. Nicht sichtbar, aber hörbar, liegt Kollbrunn vor unseren Füssen. Laut Karte müssten wir mitten in den Mauern der Ruine Liebenberg stehen. Nach einer Trinkpause erreichen wir nach 15 Minuten Gehzeit den östlichen Ortsrand von Kollbrunn. Die Bahn von Rämismühle nach Kollbrunn, der wir widerstehen konnten, fährt gerade an uns vorbei. Ein paar Hundert Meter müssen wir entlang der Turbenthaler Hauptstrasse laufen, bis wir durch den Ort Kollbrunn am Ausgangspunkt unserer Rundtour eintreffen. | ||||||||||||||
Bild 1: Gratweg im Laubwald | ||||||||||||||
Bild 2: Tüfels Chilen | ||||||||||||||
Bild 3: Tüfels Chilen | ||||||||||||||
Bild 4: Wegmarkierung | ||||||||||||||
Bild 5: Baum schützt Futterkrippe | ||||||||||||||
Bild 6: Wachstum überall | ||||||||||||||
Bild 7: Pferde | ||||||||||||||
Bild 8: Wegelagerer unterm Schauenberg | ||||||||||||||
Bild 9: Schauenberg (890m) | ||||||||||||||
Bild 10: Überflieger | ||||||||||||||
Bild 11: Weg zum Schauenberg | ||||||||||||||
Bild 12: Burgruine Schauenberg | ||||||||||||||
Bild 13: Wegmarkierung | ||||||||||||||
Bild 14: Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera) | ||||||||||||||
Bild 15: Holzstapel oder Hütte? | ||||||||||||||
Bild 16: aus einem Holz geschnitzt | ||||||||||||||
Bild 17: durstige Pflanzen | ||||||||||||||
Bild 18: Zeller Giessen | ||||||||||||||
Bild 19: Zeller Giessen | ||||||||||||||
Bild 20: Zeller Giessen | ||||||||||||||
Bild 21: Zeller Giessen | ||||||||||||||
Bild 22: Pergpfad in den Gartentobel | ||||||||||||||
Bild 23: scheue Rehe | ||||||||||||||
Bild 24: Haus in Zell | ||||||||||||||
Bild 25: Wolke | ||||||||||||||
Bild 26: neugieriges Pferd | ||||||||||||||
Bild 27: Äpfel in Kollbrunn |
So. 09.09.2007, Hüttchopf - Töss | So. 16.09.2007, Staufen - Rappenloch |