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Wie wir unsere PKWs auf dem Oberdeck des Parkhauses inmitten von Vitznau abstellen, wissen wir noch nicht, dass ein Stockwerk tiefer das Depot für die Rigibahn untergebracht ist. Gleich nebenan befinden sich Bahnhof der Rigibahn und Anlegestelle der Schifffahrtslinie.
Für 40 CHF lösen wir ein Ticket für die einfache Fahrt mit der Zahnradbahn bis auf den Gipfel der Rigi-Kulm. So ersparen wir uns einen Aufstieg von 1365 Höhenmetern, die wir aber später im Abstieg bewältigen wollen.
Etwa 30 Minuten dauert die Bergfahrt und mit jeder Sekunde ändert sich die Aussicht. Vor allem der Bürgenstock, aber auch Buochserhorn, Stanserhorn und Pilatus rutschen immer wieder vor die Linse und werden mindestens alle 2 Minuten ein mal abgelichtet.
Zeitgleich erreicht auch die Bahn aus Goldau den Gipfel der Rigi-Kulm und Menschenmassen überschwemmen den Bahnsteig. Besonders eine Gruppe von Asiaten fällt uns auf, da sie allesamt fabrikneue Wanderschuhe tragen. Bestimmt ist dies ihr erster Tag einer mehrtägigen Schweizreise.
Der Bereich um den Sendemast ist wegen Eisschlag abgesperrt. Wir geniessen die Aussicht in alle Himmelsrichtungen und auf den Vierwaldstätter See, den Zuger See und den Lauerzer See. Eine in alle Richtungen drehbare Kugel lässt sich gemäss Legende exakt auf einen bestimmte Gipfel einstellen, so dass durch eine damit verbundene Linse genau dieser Gipfel sichtbar wird. So können wir auch den Uri Rotstock genau bestimmen, den wir im Sommer evtl. in Angriff nehmen wollen.
Kaum sattgesehen, starten wir doch in Richtung Südwesten abwärts. Vorbei an der Kulmhütte, 130 Höhenmeter unter dem Gipfel, passieren wir eine 5-Sterne-Grillstelle. Es mangelt nicht mal an Grillwerkzeug und Axt, um das bereitgestellte Holz zu zerkleinern. Da hat man sogar Verständnis für die Sparbüchse mit Spendenaufruf. Leider sind wir knapp mit der Zeit, so dass wir diese Luxusgrillstelle nicht nutzen können.
Fast 500 Höhenmeter steigen wir bis Klösterli ab und machen dabei einen Bogen um 180 Grad im Uhrzeigersinn. In Klösterli, einer Häusergruppe, die touristisch betrachtet schon bessere Zeiten gesehen hat, kreuzen wir die Bahngleise der Zahnradbahn Goldau-Rigi. Kurz vorher besichtigen wir noch einen kleinen Wasserfall, der in einen Teich stürzt.
Südwärts steigen wir jetzt gute 100 Höhenmeter nach Unterstetten auf und unterqueren dort eine Eisenbahnbrücke. Sie ist Teil der früheren Trasse der Rigi-Scheidegg-Bahn, deren Betrieb bereits 1931 auf Grund roter Zahlen eingestellt wurde. Ein Wanderwegweiser zeigt mehrere Routen nach Rigi-Scheidegg an. Wir entscheiden uns für den Seeweg, der mit 10 Minuten längerer Gehzeit als der Normalweg angegeben ist.
Nach anfänglicher Steigung verläuft der Seeweg über anderthalb Kilometer auf einer Höhenlinie, so dass wir während des Laufens den herrlichen Blick auf den Vierwaldstätter See in vollen Zügen geniessen können. Für den anschliessenden Anstieg werden wir mit einer leuchtend gelb blühenden Löwenzahnwiese belohnt. Dann stossen wir wieder auf die ehemalige Bahntrasse.
Eine Entscheidungshilfe für die Wahl des Weiterweges ist der Wanderwegweiser nicht wirklich, denn er bietet zwei Varianten nach Rigi-Scheidegg mit der gleichen Gehzeit von 30 Minuten an. Wir wählen den schmalen Bergpfad, der bergwärts entlang einer Bergkante verläuft. Unendlich weit erscheint die Entfernung zur Rigi-Kulm, deren Gipfel wir im Nordwesten sehen.
Bereits nach 20 Minuten erreichen wir auf der Höhe der Rigi-Scheidegg das Alpencafe rigi maison. Das Gasthaus macht einen sympathischen, eher alternativen Eindruck. Leider gibt es kein Hefeweizen (das Mass aller Dinge), so laufen wir ein paar Meter weiter zum nächsten Lokal. Zum stolzen Preis von 7 CHF gibt es hier Erdinger Weissbier. Der Tag ist gerettet. Noch stolzer ist aber der Preis für eine einfache Bratwurst mit Brot. Wenn man den Preis hört, bleibt einem die Wurst glatt im Hals stecken. Mit 13,50 CHF ist die Bratwurst nur 1,50 CHF billiger als eine Übernachtung im Matratzenlager des benachbarten Alpencafes.
Nachdem wir Bier und Wurst geschluckt, und die Preise verdaut haben, setzen wir den Weg fort. Zur Abwechslung geht es mal wieder abwärts, zum 100 Höhenmeter tieferen Burggeist. Statt Geist sehen wir aber eher ein Gespenst in Form eines Wohnklotzes. Ein architektonisches Wunderwerk, das sicher sehr angenehm zu bewohnen, für manches Auge aber ziemlich gewöhnungsbedürftig ist, hebt sich deutlich von Stil der klassischen Alpenhäuser ab. Geschmacksache!
Ein kleiner Gegenanstieg auf eine Graskuppe wird anlässlich eines längst vergangenen Geburtstages mit einem Glas Sekt belohnt. Geburtstagskinder sind bei Wanderungen immer willkommen. Zum Gätterli steigen wir noch mal ab und befinden uns nun mehr als 450 Höhenmeter unter der Rigi-Scheideck. Das Ausflugslokal am Gätterli ist gut besucht, kein Wunder, ist es doch mit dem Auto erreichbar. Nebenbei messen wir ganz unbeabsichtigt unsere Schrittgeschwindigkeit zum Gätterli mit der Geschwindigkeit einer ungeübten Bikerin und schneiden gar nicht so schlecht ab.
Bei Gätterli ist das Ziel unserer Wanderung, die Stadt Brunnen, mit einer Gehzeit von 3 Stunden angegeben. Wenn wir diese Zeit einhalten, haben wir eine halbe Stunde Reserve, um das letzte Schiff von Brunnen nach Vitznau zu erreichen. Auf den kurzen Abstieg von 50 Höhenmeter folgt ein langgezogener Aufstieg auf einem breiten Schotterweg über 150 Höhenmeter auf eine Distanz von 2,5 Kilometer. Diese Strecke legen wir in knapp 30 Minuten zurück. Der zu schnelle Schritt wird zurecht mit heftiger Schelte quittiert.
Bei Egg haben wir alle drei Rigi-Gipfel im Blickfeld. Der rechte Gipfel, die Rigi-Kulm erscheint schon so weit weg, dass wir uns kaum vorstellen können, dort gestartet zu sein. Auf dem mittleren Gipfel, der Rigi-Scheidegg, hatten wir Rast gemacht. Und den linken Gipfel, die Rigi-Hochflue, haben wir umgangen. Ein Klettersteig führt auf diesen Gipfel und Schwindelfreiheit ist erforderlich. Wir warten auf die Nachzügler und schalten einen Gang zurück.
In der Folge treffen wir mehrere Wanderwegweiser an, die verschiedene Wegvarianten nach Brunnen anbieten. Zudem empfiehlt ein Einheimischer einen Weg, der überhaupt nicht markiert ist. Wir umgehen die Bergstation der Seilbahn vom Urmiberg und folgen der Strecke über Schwand und Stock. Kurz nach Schwand sehen wir zum Urner See hinunter und zum Fronalpstock hinüber. Wie ein Adlerhorst taucht die Bergstation der Seilbahn Urmiberg vor uns auf.
Schmale Pfade über steile Wiesen stellen hohe Anforderungen an unsere Knie zwischen Schwand und Stock, wo wir 350 Höhenmeter in knapp 30 Minuten absteigen. Speziell ausgebildete Schweizer Kühe weiden hier wie auf einer ebenen Wiese. Zum Greifen nahe erscheint das Städtchen Brunnen und trotzdem sind wir noch mehr als eine halbe Stunde unterwegs, bis wir den Stadtrand erreichen, immerhin noch mal über 400 Höhenmeter.
Über eine hölzerne, überdachte Brücke überqueren wir die Muota und laufen in 15 Minuten zum Hafen von Brunnen. Dort herrscht Volksfeststimmung, zu viele Menschen für einen Wanderer, der die Stille der Berge liebt. Wir verkürzen die fast einstündige Wartezeit auf unser Schiff mit einem Hefeweizen.
Für 22 CHF fahren wir schliesslich mit dem Linienschiff von Brunnen über Treib, Gersau und Beckenried nach Vitznau zurück.