Karte mit AllTrails anzeigen |
Wanderreitkarte anzeigen |
GPS-Daten herunterladen |
|
Am Westufer des Klöntaler See fahren wir über die Staumauer und folgen dem Hinweisschild zu einen Waldparkplatz in der Nähe des Campingplatzes Güntelnau. Wir sind nicht böse, dass die Zentrale Parkuhr die Annahme einer Parkgebühr verweigert, denn sie ist schon winterfest verpackt und mit der Aufschrift "Parkuhr ausser Betrieb" versehen.
Während wir über die Staumauer zurück nach Rhodannenberg laufen, bieten sich schon unzählige Fotomotive an, geknipst zu werden. In der stillen Wasseroberfläche des Klöntaler See spiegelt sich alles, was sich auf und am See befindet. Die Fastdreitausender des Glärnisch, dessen Nordwände das Ufer des Klöntaler See berühren, verhindern im Moment, dass der See Sonnenstrahlen abbekommt.
Etwa einen Kilometer laufen wir von Rhodannenberg die schmale Fahrstrasse am Nordufer des Sees entlang, bis laut Wanderkarte auf der rechten Seite ein Wanderweg abzweigen soll. Vergeblich trachten wir nach Wanderwegweiser, die vielleicht jahreszeitbedingt bereits abmontiert wurden. Auf Verdacht zweigen wir auf einen unbeschrifteten Pfad ab, sehen aber bald eine blasse Wegmarkierung an einem Baum.
Schon wenige Minuten später finden wir einen anständigen Wanderwegweiser, der uns die Richtung zur Dejenalp anzeigt. Anfangs muss man genau hinschauen, um den Pfad über den Wiesenhang nicht zu verlieren. Mit zunehmender Höhe wird der Pfad ausgetretener und breiter. Durch ein Waldstück sind mit Holzbalken künstliche Tritte angelegt.
Nach einer Stunde passieren wir eine kleine Hütte, auf deren Terrasse mit Seesicht gerade gefrühstückt wird. Kurz darauf taucht der Wanderweg wieder in den Wald ein. Endlos lange Treppen führen nach oben. Und denkt man, oben angekommen zu sein, geht es nach einem Bogen genauso endlos wieder weiter.
Schliesslich scheint die Waldgrenze erreicht zu sein. Ein paar herbstliche Laubbäume bilden einen tollen Farbkontrast zum blauen Himmel. Der Wanderweg führt jetzt über Schotterfelder, mal auf den Dejenstock zu, mal auf den Mättlistock zu. Eine kleine Ecke des mehr als 600m tieferen Klöntaler See wird jetzt von der Sonne angestrahlt und leuchtet türkisgrün. Wir passieren nach einer weiteren Stunde die Alm Lochstafel.
Vom höchsten Punkt unserer Wanderung trennen uns noch gute 200 Höhenmeter, für die wir eine knappe halbe Stunde benötigen. Von der Passhöhe sehen wir in ein Tal, das sich vom Dejenpass bis ins Hintere Klöntal hinunter zieht. Im Rücken sind Glärnisch und Vorder Glärnisch immer noch im Gegenlicht zu sehen, schon während des gesamten Aufstiegs. Rechts und links ragen die spitzigen Gipfel von Dejenstock und Mättlistock in den Himmel.
Da es von nun an nur noch bergab geht, legen wir erst mal eine Rast ein. Die Fotografen mit den Hummeln im Hintern erkunden die nähere Umgebung. Zu bewundern gibt es jede Menge Karstgestein mit tiefen Spalten und viele Heidelbeersträucher. Im durchgeschwitzten Hemd kommen wir beim leichten Wind schnell ins Frösteln, so dass wir die Rast bald wieder beenden.
Im Tal unter Lachengrat und Chrutlen sehen wir den Wanderweg ganz deutlich. Es ist die weisse Linie, die der letzte Schneefall gezeichnet hat. Wir steigen ins Tal hinunter und bleiben ein paar Meter unter dem Wanderweg, da Schneestapfen so anstrengend ist. Doch auch in den wassergetränkten Wiesen wird das Gehtempo stark abgebremst. So benötigen wir anderthalb Stunden, das sanft abfallende Tal hinunter, bis zur Alm Längenegg.
Kurz vor der Alm verführt uns ein Wasserfall zu einem kleinen Abstecher. Neben den steilen Wänden des Mieserenstock haben wir nun auch freie Sicht auf den Silberen. Dazwischen liegt das Pragelpass. Auf einem breiten Wirtschaftsweg geht es jetzt in vielen Kehren, von denen sich manche über steile Wiesen abkürzen lassen, vorbei an den Almen Chängel, Ratlis und Ralli, über 500 Höhenmeter und ca. 5 km bis Schwändeli, einer Bushaltestelle an der Autostrasse zwischen Klöntaler See und Pragelpass.
Unterwegs fotografieren wir die weissen Südwände von Mutteristock und Ochsenkopf, die gelben Laubbäume, die sich farblich fantastisch vom stahlblauen Himmel abheben, die schneebedeckten Gipfel und Nordhänge des Glärnisch und schliesslich den türkisfarbenen Westzipfel des Klöntaler See. Inklusive kleiner Trinkpause bei der Alm Ratlis sind wir von Längenegg bis Schwändeli anderthalb Stunden unterwegs.
Zwei Kehren der Fahrstrasse lassen sich auf dem offiziellen Wanderweg abkürzen, doch dann müssen wir etwa einen Kilometer auf dem Strässchen in Richtung Klöntaler See zu laufen. Nur selten kommt ein Auto, dank geringer Strassenbreite mit gemässigtem Tempo. Dann zweigt rechterhand ein Pfad von der Strasse ab, der uns geradewegs auf eine kleine Kirche zu führt. Ein mehrstöckiges Haus mit Holzverkleidung und grünen, geschlossenen Fensterläden scheint Winterschlaf zu halten oder ist vielleicht sogar schon im Altersruhestand.
Der Pfad biegt an diesem Haus nach rechts ab und verliert sich auf einer Wiese. Doch das Gasthaus Klöntal ist bereits in Sicht. Grosse Laubbäume mit goldgelben Blättern bilden ein Dach über der Gartenterrasse, auf der wir es uns mit Bier und grossen Eisbechern gut gehen lassen.
Ein Wanderwegweiser zeigt für den Weg nach Rhodannenberg entlang des Südufers vom Klöntaler See eine Gehzeit von eindreiviertel Stunden an. Jetzt zeigt sich wieder einmal der Unterschied zwischen Mann und Frau. Während das eine Geschlecht für den Rückweg den überfüllten Postbus wählt, geniessen die Anderen wohl den schönsten Abschnitt der Wanderung.
Nach ein paar Metern auf einem Asphaltsträsschen zweigt nach links ein Schotterweg ab, der wenige Meter später, am Steppelwald, in einen Pfad über geht. Durch den Wald nähern wir uns dem Südufer des Klöntaler See. Die gegenüberliegende Seeseite wird noch von der Sonne beschienen und in der stillen Wasseroberfläche spiegeln sich die weissen Felsen, grünen Tannenbäume und herbstlich bunten Laubbäume.
Immer wieder ist ein kleiner Wegabschnitt entlang einer senkrechten Felswand durch ein überdimensionales Drahtseil gesichert. Wir vermuten, dass das Trageseil einer Seilbahn ausgemustert und einer leichteren Aufgabe zugeführt wurde. Nach einer guten halben Stunde stossen wir auf einen Wasserfall, der aus einer geschätzten Höhe von 50m herunter donnert.
Nach weiteren 50 Minuten passieren wir das Gessner Denkmal, das wir aber rechts liegen lassen. Laut Literatur war Gessner selbst auch nie am Klöntaler See. Die Sonne macht sich jetzt auch am gegenüberliegenden Ufer rar. Teilweise werden nur noch einzelne Baumgruppen angestrahlt und spiegeln sich in der Seeoberfläche. Nach weiteren 30 Minuten treffen wir in der Nähe des Staudamms bei Rhodannenberg unsere ÖV-fördernden Wanderkameraden, die bis jetzt Sonne geniessen durften.