So. 13.04.2003, Hochalp | Do. 01.05.2003, Hörnli |
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Donnerstag, 17.04.2003
Kurz vor 11:00 Uhr treffen wir in Ischgl ein und fragen uns nach dem Parkplatz der Heidelberger Hütte durch. Einheimische schicken uns quer durch Ischgl, keiner scheint den hütteneigenen Parkplatz zu kennen. Schließlich finden wir ihn, ein freies Grundstück zwischen ein paar relativ neuen Hotels. Die Hütte scheint gut besucht zu sein, denn der Parkplatz ist bis auf einen schmalen Stellplatz voll. Wie eine handbemalte Tafel anzeigt, ist auch dieser Parkplatz kostenpflichtig. Unsere Wanderkameraden aus Bayern warten bereits auf uns. Mit unseren ca. 15kg schweren und zusätzlich mit Schneeschuhen behängten Rucksäcken, laufen wir nun in Richtung Nobelskiort Ischgl. Im Ort liegt zwar kein Schnee mehr, aber auf den präparierten Skipisten sind Abfahrten bis an den Ortsrand möglich. Unser Wanderweg führt durch einen bewaldeten und schattigen Nordhang. Auf dem Weg liegt festgefrorener, durch die Wärme des Tages teilweise zu Eis verfestigter Schnee, auf dem wir mit unseren Wanderschuhen nur mühsam laufen können. Das Queren der steilen Skipiste, die ebenso hart ist, wirkt wie ein Seiltanz. Auf der anderen Seite der Skipiste sehen wir keinen Wegweiser und keinen Pfad mehr. Der Weiterweg ist durch eine tiefe, unüberwindbare Schlucht versperrt. Daß wir am Pistenrand entlang wieder auf den richtigen Weg gelangen, bezweifeln wir. Deshalb entschließen wir uns nach ca. 130 mühsamen Höhenmetern umzukehren, und steigen ab zur Talstation des Skiliftes in Ischgl. Von der Talstation aus lassen wir uns mit einem Förderband durch einen Tunnel transportieren. In der Mitte des Tunnels steigen wir mit einem Aufzug hinauf ans Tageslicht. Vielleicht die moderne Art des Wanderns? Wir stehen am Anfang der Fahrstrasse, die direkt zur Heidelberger Hütte führt. Während der Skisaison, so auch jetzt, wird diese Fahrstrasse als Skipiste genutzt. Nur das Raupenfahrzeug des Hüttenwirts und die Pistenraupen können hier im Winter fahren. Der Schnee ist durch den Schatten noch fest und griffig. Deshalb gibt es keine Notwendigkeit, die Schneeschuhe anzuziehen. Der Weg und zugleich Skipiste führt in langen Serpentinen steil hinauf bis zur Endstation einer Seilbahn. Nur ganz selten kommt uns ein Skifahrer entgegen. Ab der Endstation der Seilbahn wird es flacher. Am Wegesrand hat ein Tellerlift, der die Skifahrer 700m über das flache Gelände ziehen soll, bereits den Betrieb mangels Schnee eingestellt. Auf dem jetzt schneefreien Weg verweilen viele Kröten in der warmen Sonne. Am Ende des Tellerlifts steigt der Weg wieder etwas an und führt uns am Bodenhaus vorbei bis zur Gampenalpe. Beides sind Talstationen von Skiliften. Es sitzen wohl mehr Skifahrer bei lauter Musik in der warmen Sonne als sich auf den schneearmen Pisten aufhalten. Bis zum Bodenhaus kann im Sommer mit dem Auto gefahren werden. Von dort aus bestimmt der Wanderführer noch 2 Stunden Fußmarsch bis zur Heidelberger Hütte. Kurz nach der Gampenalpe ziehen wir die Schneeschuhe an. Ab hier gibt es keine schützenden Bäume mehr, der Schnee ist deshalb etwas weicher und ohne Schneeschuhe mühsamer zu begehen. Ein langer, kurvenarmer und endlos erscheinender Weg, gekennzeichnet durch Ski- und Raupenspuren und Stangen in regelmäßigen Abständen, führt durch die nun baumfreie Winterlandschaft bis zur Heidelberger Hütte, die wir erst im letzten Moment sehen. Auf halber Strecke zwischen Gampenalpe und Heidelberger Hütte überschreiten wir die Landesgrenze zwischen Österreich und der Schweiz. Ein kleines Holzhäuschen erinnert noch an einen früheren Grenzposten. Die Heidelberger Hütte ist voll belegt. Ohne Reservierung hätten wir wohl im Winterraum übernachten müssen. Wir bekommen eine Schlafstätte in einem Lager mit 10 Betten. Nach dem obligatorischen Bergsteigeressen und einem kleinen Schlaftrunk legen wir uns schließlich, erschlagen von der Last der schweren Rucksäcke, in die Schlafsäcke.
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Bild 1: Hotel und Liftstation in Ischgl (1376m) | ||||||||||||||||||||
Bild 2: Weg als Skipiste | ||||||||||||||||||||
Bild 3: Gampenalpe (1975m) | ||||||||||||||||||||
Bild 4: Petra und Margret | ||||||||||||||||||||
Bild 5: Weg am Fimbabach entlang | ||||||||||||||||||||
Bild 6: Berglandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 7: Berglandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 8: Heidelberger Hütte (2264m) | ||||||||||||||||||||
Freitag, 18.04.2003
Die meisten Gäste der Hütte sind Skifahrer. Vermutlich wegen der schlechteren Schneeverhältnisse am späten Nachmittag brechen die Tourenskifahrer viel früher auf als wir. So haben wir die Waschräume und den Gastraum zum Frühstücken fast für uns alleine. Bis wir dann auf unseren Schneeschuhen stehen, ist es bereits 9:00 Uhr. Bei strahlender Sonne laufen wir in Richtung Südwesten los. Auf der hart gefrorenen Schneedecke greifen die Spikes der Schneeschuhe sehr gut. Im mäßig steilen Gelände gewinnen wir schnell an Höhe. Mit zunehmender Höhe nimmt aber auch der Wind zu. Unser erstes Ziel ist das Zahn-Joch (2945m), das zwischen den Fluchthörnern und der Zahn-Spitze liegt. Fluchthörnern, Zahn-Joch und Zahn-Spitze bilden auch die Grenzlinie zwischen Schweiz und Österreich. Auf dem Zahn-Joch bläst ein ordentlicher Wind, trotzdem gelingt es, mit dem Gaskocher einen heißen Tee zu kochen. Nach der Rast queren wir unterhalb der Zahn-Spitze und ersteigen einen Berg, dessen Name in der Wanderkarte nicht angegeben ist. Nur am Gipfel schaut das Gestein aus dem Schnee heraus. Nun treten wir den Rückweg an, der uns noch über einen weiteren Gipfel führt, über dessen Name wir uns nicht ganz einig sind. Von der Südseite müssen wir auf diesen Gipfel nur wenige Höhenmeter aufsteigen. Die Nordseite des Berges fällt jedoch nahezu senkrecht ab. In der warmen Nachmittagssonne wurde der Schnee teilweise etwas aufgeweicht. So können wir über die mäßig steilen Hänge leichten Fußes bis zur Heidelberger Hütte hinunter gleiten. Zum ersten mal sehen wir, dass sich hinter der Hütte eine Terrasse befindet, wo sich jetzt viele Gäste in der Sonne ausruhen. Was wir nicht sehen ist, dass Ministerpräsident Stoiber unter den Gästen sitzt. Wie schon am Vortag lassen wir es uns nun im Gastraum der Hütte gut gehen, bei Kaffee, Bier und Bergsteigeressen und besprechen die Tour des nächsten Tages bei einem Glas Wein.
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Bild 9: auf dem Weg zum Zahn-Joch | ||||||||||||||||||||
Bild 10: Winterlandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 11: Margret und Petra | ||||||||||||||||||||
Bild 12: der Weg ist noch weit | ||||||||||||||||||||
Bild 13: Grenztafel auf dem Zahn-Joch | ||||||||||||||||||||
Bild 14: Abstieg vom Zahn-Joch | ||||||||||||||||||||
Bild 15: Lothar auf einem der unbekannten Gipfel | ||||||||||||||||||||
Bild 16: glänzende Winterlandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 17: glänzende Winterlandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 18: auf dem Rückweg | ||||||||||||||||||||
Bild 19: Schneeschuhspuren | ||||||||||||||||||||
Bild 20: Heidelberger Hütte | ||||||||||||||||||||
Samstag, 19.04.2003
Wie am ersten Tag sind die Tourenskifahrer schon fast alle weg. Wir schaffen es, wieder (schon) um 9:00 Uhr auf den Schneeschuhen zu stehen. Über uns ist der Himmel noch blau, aber nördlich, über Ischgl, hängen bereits Wolken. Bereits hinter der Hausecke pfeift uns ein frischer Wind ins Gesicht. Als Ziel haben wir uns für heute die Breite Krone (3079m) vorgenommen. Über eine weite Ebene gehen wir in Richtung Süden bis zu einer Schlucht. Die Ski- und Schneeschuhspuren führen direkt durch die Schlucht hindurch, an deren steilen Wände Schneemassen kleben und darauf warten abzubrechen. Am Ende der Schlucht beginnt der Aufstieg über steilere Schneehänge. Zunehmends nimmt das Blau des Himmels ab und die Windstärke zu. Auf dem Kronenjoch angekommen, ist an eine Vesperpause wegen des Windes nicht zu denken, höchstens ein Riegel im Stehen. Rundum sind jetzt viele Skitourengänger auf den verschiedenen Bergen und deren Anstiegen zu beobachten. Wir blicken kurz ins Jamtal hinunter und nehmen dann den Gipfel der Breiten Krone in Angriff. Kurz oberhalb des Kronenjochs legen wir Schneeschuhe und Rucksack ab und besteigen den Gipfel zu Fuß über ein meist schneefreies Schotterfeld. Auf dem Gipfel ist es überraschenderweise fast windstill, aber eine Vesperpause bleibt uns dennoch nicht vergönnt, da wir ja den Rucksack mit den Schneeschuhen am Fuße der Breiten Krone zurückgelassen haben. Nur kurz verweilen wir auf dem Gipfel, machen uns dann schnell wieder auf den Rückweg, in der Hoffnung, dem kalten Wind, der jetzt wieder auflebt, zu entkommen. Wegen der kalten Luft ist der Schnee härter als am Vortag und deshalb der Abstieg nicht ganz so leichtfüßig. Die Schlucht, die wir bald erreichen, entpuppt sich als eine Andere als diejenige, die wir am Morgen durchquert haben. Es hätten sonst unsere Spuren von der morgendlichen Durchquerung sichtbar sein müssen. In der Schlucht ist die Temperatur wieder angenehm, dafür der Schnee teilweise so weich, dass gelegentlich der Schneeschuh knietief im Schnee versinkt. In den vielen Kurven der recht schmalen Schlucht werden wir manches Mal von einer Naturschönheit überrascht. In tiefen Löchern ist der rauschende Bach, der durch die Schlucht fließt, zu sehen. Nur knapp können wir die Löcher umgehen. Mehrmals sind Überquerungen des Baches über Schneebrücken erforderlich. Die Länge der Schlucht lässt uns schon befürchten, dass wir an der Heidelberger Hütte vorbei geführt werden. Aber nur wenige Meter oberhalb der Hütte endet die Schlucht. Kaum sitzen wir in der Hütte, beginnt auch schon ein leichtes Schneetreiben.
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Bild 21: glänzende Winterlandschaft | ||||||||||||||||||||
Bild 22: der Weg führt durch ein Tal ..... | ||||||||||||||||||||
Bild 23: ..... in eine Schlucht | ||||||||||||||||||||
Bild 24: Blick ins Jamtal am Kronenjoch | ||||||||||||||||||||
Bild 25: Abstieg vom Kronenjoch | ||||||||||||||||||||
Bild 26: brüchiges Gestein | ||||||||||||||||||||
Bild 27: an einem Schneeloch | ||||||||||||||||||||
Bild 28: in der Schlucht | ||||||||||||||||||||
Sonntag, 20.04.2003
Der Tag beginnt mit einem Glas Sekt, mit dem uns unser Geburtstagskind eigentlich am Gipfel überraschen wollte. Obwohl blaue Stellen am Himmel mit der Lupe gesucht werden müssen, stehen wir auch am vierten Tag um 9.00 Uhr auf den Schneeschuhen. Mit dem Wind sticht auch gelegentlich eine Schneeflocke ins Gesicht. Eigentlich kein ideales Wetter zum Wandern, aber niemand will den ganzen Tag in der Hütte sitzen. Also starten wir trotzdem, dieses Mal in östliche Richtung. Unser Ziel ist das Zeblasjoch (Samnauner Joch). Von Anfang an geht es recht steil hinauf. Der Gegenwind unterstützt uns nicht gerade. Das leichte Queren des steilen Hanges ist mit Schneeschuhen nicht besonders angenehm. Schließlich wird der Hang so steil, dass trotz des guten Greifens der Schneeschuhe etwas Angst aufkommt. Mit dem Verschwinden der Sonne verschwindet auch die Sicht, und im diffusen Licht ist fast nicht einmal mehr die Spur im Schnee zu erkennen. Unsere Wege trennen sich, über den Gipfel und um den Gipfel, und treffen sich an einem Joch wieder. Ein sehr kalter Wind weht. In einiger Entfernung erkennen wir gelegentlich eine Markierung auf einem weiteren Joch. Dann ist die Sicht wieder weg. Ist es das Zeblasjoch? Wir marschieren in die Richtung. Bei der schlechten Sicht ist die Orientierung ein Problem. Immer wieder muss die Richtung geändert werden, da ein Hindernis zu spät erkannt wird. Auf dem Joch angekommen entdecken wir die Spur einer Schneeraupe, die offensichtlich auf den benachbarten Berg hinauf führt. Es handelt sich um den P. da Val Gonda (2812m). Auf dessen Gipfel steht eine Messstation für Niederschlagsmengen. Auch die Grenzlinie zwischen Schweiz und Österreich führt über diesen Berg. Wir folgen der Raupenspur und erreichen schnell den Gipfel des P. da Val Gronda. Dort halten wir uns nur kurz auf und treten schnell wieder auf den Rückweg an. Durch die schlechte Sicht gestaltet sich dieser zunächst etwas abenteuerlich. Wir müssen einmal umkehren, um einen möglichen Abstieg über eine hohe Schneewechte zu finden. Endlich kommt auch wieder die Heidelberger Hütte in Sicht. Bereits um 13:00 Uhr sitzen wir wieder im Warmen. Das Wetter hat sich zwischenzeitlich leicht gebessert. Spontan beschließen wir, heute schon die Rückreise anzutreten. Zuvor genehmigen wir uns noch eine Tasse Kaffee und spendieren unserem Geburtstagskind einen Geburtstagsapfelstrudel mit Kerzchen und Sahne. Dann stopfen wir unsere Rucksäcke (über)voll und begleichen unsere Rechnung mit dem Wirt. Inzwischen scheint wieder die Sonne. Über weichen Schnee laufen wir den langen Weg hinunter, vorbei am Grenzhäuschen (Schweiz/Österreich), der Gampenalpe, dem Bodenhaus und schließlich über die Talabfahrt für Skiläufer bis Ischgl. Im unteren Teil müssen wir mehrmals einer Pistenraupe ausweichen, die versucht, die Piste ein letztes Mal befahrbar zu machen. Im Vergleich zum Aufstieg liegt jetzt deutlich weniger Schnee bzw. Schneematsch. Wieder benutzen wir in Ischgl den Aufzug, um in den Tunnel hinunter zu fahren, an dessen Ende wir vom Förderband ausgespuckt werden. Im Ort sind viele Skifahrer schon mit dem Apres-Ski beschäftigt, während wir um 18:30 zum Parkplatz laufen.
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Bild 29: Forc. da Val Gronda | ||||||||||||||||||||
Bild 30: Schneeschuhklettern | ||||||||||||||||||||
Bild 31: Blick zur Heidelberger Hütte hinunter | ||||||||||||||||||||
Bild 32: Sonne und Wolken |
So. 13.04.2003, Hochalp | Do. 01.05.2003, Hörnli |