Karte mit AllTrails anzeigen |
Wanderreitkarte anzeigen |
GPS-Daten herunterladen |
|
Zu unserer Ankunft in Schwende läuten sämtliche Glocken der Dorfkirche. So einen lautstarken Empfang hatten wir noch nie. Gegenüber des Parkplatzes am Rande der Durchgangsstrasse überqueren wir die Bahnlinie, die Wasserauen mit Weissbad verbindet. Ein asphaltiertes Strässchen endet für uns bald am Gasthaus "Frohe Aussicht". Der Wanderwegweiser zeigt hier direkt auf die grüne Wiese. Nur schwach sind Spuren in der Wiese zu erkennen.
Seit dem verlassen des Parkplatzes geht es stetig leicht bergan. Der Wiesenpfad wird durch ein kurzes Stück Asphaltsträsschen abgelöst, bevor es wieder auf die Wiesen geht. Schnell wird der Ort unter uns kleiner und die Aussicht grandioser. Ebennalp und Säntis leuchten in der Sonne, während der Hohe Kasten nur von seiner schattigen Seite zu sehen ist. Nach etwa 100 Höhenmetern sehen wir vom breiten Grat aus auf Brülisau hinunter und zum dahinter liegenden Fähnerenspitz.
Der Grat endet nach knapp 30 Minuten Gehzeit. Jetzt steigen wir in Serpentinen durch Bäume und Sträucher fast 200 Höhenmeter steil hinauf, bis zu der kleinen Alm Bärstein. Andere Wanderer sind über unseren Köpfen als kleine Punkte am Einstieg zur Zahmen Gocht zu erkennen. Wir machen eine kleine Trinkpause und bewundern die Ausstattung eines kleinen Klohäuschens, in dem auch die Klobürste nicht fehlt.
Über einen sehr steilen, baumfreien Hang steigen wir in kurzen Serpentinen mehr als 100 Höhenmeter hinauf, zum Einstieg in die Zahme Gocht, einem Einschnitt in der senkrechten Felswand. Beim Hochschauen ist unsere einzige Hoffnung, dass sich in der Felswand über uns kein Stein löst. Dass die Felswand einen Schatten auf uns wirft, schreckt uns weniger. Im Gegenteil, der kühle Schatten kommt uns sehr entgegen.
An der Zahmen Gocht erwartet uns ein Treppenhaus aus Naturstein. Der Aufstieg durch die Zahme Gocht ist unkritisch und trotzdem an einigen Stellen mit Drahtseilen versichert. Es dauert nicht einmal 10 Minuten, bis wir auf der Höhe der Alp Sigel stehen, eine Hochebene, die flach in Richtung Südosten abfällt. Eine Tafel weist die Hochebene als Pflanzenschutzgebiet aus. Und tatsächlich gibt es einige farbenfrohe Blüten zu sehen.
Von der Kante der Hochebene können wie die gesamte Strecke überblicken, die wir in den vergangenen zwei Stunden zurück gelegt haben. Wer eine Kamera in Händen hat, springt herum uns knipst ein Motiv nach dem anderen. Der Rest der Gruppe sitzt gemütlich auf der trockenen Wiese und lässt sich ein Vesper schmecken. Über uns schrauben sich Gleitschirmflieger im Aufwind der Felswand in die Höhe.
Nach der Pause überqueren wir die Alp Sigel der Länge nach in südwestlicher Richtung. Eine kleine Alm mit einem halben Duzend Hütten ist noch nicht bewohnt. Nach etwa einem Kilometer des Weges können wir in der Tiefe den wasserarmen Sämtisersee entdecken. Parallel zum geologischen Wanderweg, der vom Hohen Kasten über den Stauberenfirst zur Saxer Lücke führt queren wir einen langen Wiesenhang oberhalb von Chüeboden, bis eine Tafel, wie in südlichen Ländern, das Feuermachen verbietet.
Nach einem kurzen Waldstück tauchen in einer schattigen Mulde die Hütten von Obermans auf. Im Hintergrund leuchten die steilen Felswände der Ebenalb in der Sonne. Unterhalb der Ebenalb ist das Gasthaus Äscher zu sehen. Wir warten kurz ab, bis sich die schattenbildende Wolke verzieht und marschieren dann weiter. Über uns kommt linkerhand die Bogartenlücke zum Vorschein, deren Durchgang noch von Schnee bedeckt ist. Wir biegen talwärts ab und erreichen über einem steil abfallenden Zickzackweg, zunächst durch den Wald, dann über einen Wiesenhang, eine Weggabelung.
Eigentlich war geplant, über den Hüttentobel nach Wasserauen abzusteigen. Da es aber noch früh am Tag ist und nicht alle Kräfte verbraucht sind, beschliessen wir, die Tour zu verlängern. Nach einem Abstecher zum Seealpsee wollen wir uns noch einen kleinen Anstieg zum Gasthaus Äscher und zum Wildkirchli antun. Auf einen kleinen Anstieg an der Alm Chli Hütten vorbei folgt ein leichter, gemütlicher Abstieg zum Seealpsee hinunter. Diesen lassen wir aber links liegen und steuern den Normalweg an, der über einen Fahrweg nach Wasserauen hinunter führt.
Während auf der einen Seite überhängender Fels den Wegesrand säumt, schützt auf der anderen Seite ein Geländer vor dem Sturz in die Tiefe. Nach ca. 200 Metern wird es ernst. Ein unbeschilderter Pfad zweigt von dem Fahrweg ab. Es muss der Pfad zum Wildkirchli sein. Am sehr steilen Hang entlang geht es stetig berauf. Mit Geländer und Drahtseilen ist der Weg bestens gesichert. Über Serpentinen legen wir die 300 Höhenmeter zum Gasthaus Äscher in 50 Minuten zurück.
Nach einem kühlen Bier auf der Terrasse des Gasthaus Äscher, direkt unter der überhängenden Felswand, sind die Strapazen des Aufstieges wieder vergessen. Wir sind bereit für einen weiteren Abstecher. Nur wenige Höhenmeter über einen Steg an der senkrechten Wand entlag erreichen wir das Wildkirchli und eine Höhle, die wir im Dunkeln bis zum oberen Ausgang durchschreiten. Über unseren Köpfen fahren die Seilbahnkabinen von Wasserauen zur Ebenalp auf und ab.
Der Weg nach Schwende wurde im oberen Bereich ab dem Gasthaus Äscher ganz neu präpariert. Nach etwa 100 Höhenmetern geht der Pfad in einen breiteren Schotterweg über. Gelegentlich ist auch eine Wiese zu überqueren. Am Ende mutiert die Wanderung noch zu einem Spaziergang auf einem asphaltierten Strässchen. Unter uns taucht der Kirchturm von Schwende auf. Nach einer offiziellen Abkürzung über eine Wiese stehen wir schon am Ortsrand von Schwende.