Sa. 16.08.2003, Rund um den Göschenersee | Sa. 13.09.2003, Rappenlochschlucht |
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Freitag, 05.09.2003
Nachdem die reiselustige Mannschaft durch Krankheit und andere widrige
Umstände auf nur noch drei Teilnehmer zusammen geschmolzen war und für das
Wochenende eher durchwachsenes Wetter angesagt war, stand die Durchführung
der Dreitagestour auf Messers Schneide. Der Schweizer Wetterbericht und die
Tatsache, dass zwei aus der Truppe anschließend einen Kurzurlaub im Tessin
anhängen wollten, gab aber dann den Ausschlag doch loszufahren. In etwa drei
Stunden geht es über Chur und Ilanz in Richtung Oberalppass und schließlich
beim kleinen Örtchen Sumvitg in das Seitentälchen und weiter über den früher
berühmten Kurort Tenigerbad bis zum Parkplatz Runcahaz am Ende des Stausees
(1270 m). Die aufgrund von Bauarbeiten gesperrten letzten vier Kilometer
lassen uns die Bauarbeiter angesichts des herannahenden Wochenendes trotzdem
passieren, was uns beim Auf- und Abstieg jeweils eine mühevolle Stunde auf
einer Schotterpiste erspart. Die Route führt zunächst auf Alpwegen immer in
der Nähe des Flüsschen Rein da Sumvitg entlang; durch etliche manchmal
angriffslustige, manchmal schüchterne Rindvieh-Herden hindurch, die langsam
zum Almabtrieb bereit gemacht wurden,. Nach ungefähr einer Stunde quert eine
Brücke aus zwei Baumstämmen den Fluss, und die Zivilisation liegt endgültig
hinter den erholungssuchenden Städtern, und die einsamen Bergwegen nehmen
die Wanderer gefangen. Kurz darauf zweigt der herrlich steile Pfad zur
Medelserhütte ab, zur Terrihütte geht es aber bis zum Talschluss noch sanft
ansteigend geradeaus weiter. Dort verengt sich das Tal und steile Wände,
durch die sich das Flüsschen in Äonen durch den harten Granit hindurch
gefressen hat, versperren den Weg. In mühevollem, 500 m hohem Anstieg geht
es zunächst in weit ausladenden Serpentinen einen steilen Hang hoch,
anschließend folgt der Weg - an so manchen Stellen durch Drahtseil
versichert - einer Reihe freistehender, durch breite Grate miteinander
verbundene Bergrücken. Erst auf über 2200 m Höhe, höher als die Hütte selbst
(2170 m), erblicken wir unser schützende Nachtquartier, die auf einem
kleinen Hügel erbaute Terrihütte. Nach einer weiteren halben Stunde ist die
Hütte erreicht, die trotz des angekündigten schlechten Wetters nahezu voll
belegt ist. Das gibt unserer Hoffnung, so viele Wanderer könne der liebe
Gott doch nicht mit Regen bestrafen, neue Nahrung.
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Bild 1: Weg zur Terrihütte | ||||
Bild 2: Terrihütte in Sicht | ||||
Bild 3: Terrihütte (2170m) | ||||
Bild 4: Terrihütte und Piz Stgir | ||||
Bild 5: Abendstimmung | ||||
Samstag, 06.09.2003
In der ersten Morgensonne des zweiten Tages blicken wir zurück auf den
letzten Teil des Weges, den wir gestern gekommen sind, die Crest la Greina.
Schnell schließt sich das Wolkenloch, durch das die Sonne uns noch einen
freundlichen Morgengruß geschickt hatte. Nur noch vereinzelt verfolgt sie an
diesem Tag unsere Tour und versteckt sich ansonsten etwas verschämt zwischen
Wolken und Nebelfeldern. Gerade als wir die ersten Schritte hinter uns
gelassen haben, scheint Petrus gewillt zu sein, die Himmelsschleusen zu
öffnen. Zum Glück bleibt es bei ein Paar Tropfen, und wir können unseren Weg
hoch zum Greinapass zunächst über viel Geröll, dann zunehmend über Wiesen
fortsetzen. Am Pass zweigt eine viel begangener Übergang über den Gletscher
de Lavaz zur Medelser Hütte ab. Nach dem Pass wechselt der Charakter der
Landschaft hin zu einer eher unwirtlich-bizarren kalk- und dolomithaltigen
Mondlandschaft. Vom Greinapass, der auch eine Wasserscheide ist, zieht sich
der Ausläufer der Greinaebene noch etwa eine dreiviertel Stunde leicht
abfallend hin. Kürz vor dem jähen Abfall ins Tessin verspricht die privat
bewirtschaftete Scaletta-Hütte einen Erfrischungstrunk. Die Scaletta-Hütte
ist der westlichste Punkt, den wir auf unserer Tour erreichen; jetzt heißt
es umdrehen und laut Karte auf dem selben Weg zurück zu gehen. Zum Glück
entdecken wir noch rechtzeitig eine blau markierte Variante (Bergweg), der
wir in steinig-steilen Gelände folgen. Der Bergweg hält sich immer in der
Nähe des Baches und führt uns vor Augen, wie fließendes Wasser eine bizarre
Landschaft formen kann. Wir queren nun den Pfad, der wir vormittags gekommen
sind und schlagen den Weg Richtung Piz Terri und Motterascio-Hütte ein. Der
ursprünglich Plan sah zwar vor, den weglosen Piz Corói als lohnenden
Abstecher zu besteigen, aber inzwischen hatte sich der Gipfel in Wolken
gehüllt, so dass wir umdisponieren mussten. Der Übergang in diesem Tälchen,
das zur Motterascio-Hütte und schließlich zum Lago di Luzzone (ein Stausee,
der einige Tage zuvor nach einem dramatischen Wolkenbruch beinahe
übergelaufen wäre) führt, nennt sich Crap la Crusch, dahinter befindet sich
ein Gebirgszug, über dem der alles überragende Piz Terri (3149 m) thront.
Ein Stück weit wollen wir uns diesem imposanten, pyramidenförmigen Berg
nähern. Die Kondition reicht noch bis zum hinteren Talende auf etwa 2600 m
Höhe, wo ein altes Schneefeld vom Gletscherbach immer noch nicht ganz
abgetragen ist. Über die Greina-Ebene - diesmal auf der anderen Seite des
kleinen Gebirgsrückens - wandern wir wieder zurück zur Terrihütte. Dort
angekommen lässt sich auch die Sonne wieder blicken und bescheint zum
abendlichen Gruße den Piz las Palas (2800 m).
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Bild 6: Gestriger Aufstiegsweg | ||||
Bild 7: Blick auf Crest la Greina | ||||
Bild 8: Hüttenbrunnen | ||||
Bild 9: Greinaebene | ||||
Bild 10: Greinaebene | ||||
Bild 11: versicherte Passage | ||||
Bild 12: private Berghütte | ||||
Bild 13: Greinaebene | ||||
Bild 14: Abzweigung zum Gletscher da Lavaz | ||||
Bild 15: Greinaebene | ||||
Bild 16: Tafel an der Scalettahütte | ||||
Bild 17: Scalettahütte (2205m) | ||||
Bild 18: Rückweg zur Greinaebene | ||||
Bild 19: Privathütte | ||||
Bild 20: Mini-Stonehenge | ||||
Bild 21: Blick Richtung Piz Terri (3149m) | ||||
Bild 22: Altschneefeld unterm Piz Terri | ||||
Bild 23: Altschneefeld | ||||
Sonntag, 07.09.2003
Am dritten Tag war zwar noch ein Abstecher zum Pass Diesrut geplant, aber
das Wetter machte uns wiederum einen Strich durch die Rechnung, Richtung
Osten war alles in dichte, dunkle Wolken gehüllt. So machten wir uns gleich
auf den dreistündigen Rückweg zurück in "unser" Tal. Dabei begleitete uns an
den gegenüber liegenden Steil-Hängen des Piz las Palas eine mehrere Hundert
Tiere umfassende Schafherde, wobei wir immer wieder Angst bekommen, die
Schafe gleich abstürzen zu sehen. Die wie ein einheitlicher weißer Strom
dahinfließende Menge, die sich bei Hindernissen auch immer wieder in
einzelne Stränge aufteilte, erreichte aber ohne Zwischenfälle ihre neuen
saftigen Weiden. Nun heißt es wieder Abschied nehmen, wir sind fast schon im
Talgrund angelangt. Noch ein letzter Blick zurück - und die Bergwelt
schließt hinter uns wieder ihre geheimnisvollen und unbezwingbar scheinenden
Pforten.
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Bild 24: Terrihütte mit Piz las Palas | ||||
Bild 25: Abstieg von der Terrihütte | ||||
Bild 26: Rückblick |
Sa. 16.08.2003, Rund um den Göschenersee | Sa. 13.09.2003, Rappenlochschlucht |