Karte mit AllTrails anzeigen |
Wanderreitkarte anzeigen |
GPS-Daten herunterladen |
|
Vor zwei Wochen standen wir auf den Sunnig Grat und bewunderten in der Tiefe das kurvige Strässchen über Amsteg, das in das Maderanertal führt. Jetzt befinden wir uns auf dem spannenden Strässchen und hoffen, dass kein Postbus entgegen kommt. Viele der Haarnadelkurven befinden sich untertage und jedes entgegenkommende Auto verursacht Herzklopfen.
Am Ortseingang von Bristen werden wir angehalten, dürfen aber weiterfahren, da wir nicht in Bristen verweilen wollen. Der grosse Parkplatz der Seilbahn nach Golzern ist gut belegt. Zwar ist die Bahn mit 13 CHF (Retourticket) für Schweizer Verhältnisse eher preiswert, doch wir wollen zu Fuss hinauf steigen.
Am ausführlichen Wanderwegweiser direkt vor der Golzeren Talstation ist unser Ziel, die Windgällenhütte AACZ (Academischer Alpen Club Zürich) mit einer Gehzeit von 4 Stunden angeschrieben. Eine grosse Tafel zeigt eine Wanderkarte der Umgebung, des Maderanertals, und Fotos mit Beschreibung der verschiedenen Hütte.
Noch in der Nähe der Seilbahnstation zweigt der Pfad Richtung Norden ab und steigt gleich ordentlich an. Eine halbe Stunde lang folgen wir dem steinigen und steilen Pfad, der sich in unzähligen Kehren durch dichtes Baum- und Buschwerk nach oben schlängelt. Obwohl er sehr ausgetreten scheint, kommt uns auf diesem Abschnitt keine Menschenseele entgegen.
Wie der Pfad aus dem Dickicht heraus tritt, sehen wir erstmals zur Talstation der Seilbahn hinunter und zum mächtigen Bristen, einem 3000er, hinüber. Wir folgen der tief eingeschnittenen Wiesenspur und unterqueren die Seilbahnlinie. Bei Siblen scheinen wir der Bergstation ziemlich nahe, aber der Golzerensee ist mit 35 Minuten Gehzeit angeschrieben.
Auf einem nur wenig ansteigenden Wirtschaftsweg laufen wir eine knappe halbe Stunde genüsslich Richtung Osten und passieren dabei kurz vor der Häusergruppe Seewen den ersten Verkaufsstand von Bergkristallen. Auf einem Tisch sind verschieden grosse Exemplare mit Preisen zwischen 50 Rappen und 20 Franken ausgezeichnet.
In Seewen kommen wir an einem Lokal mit Aussichtsterrasse einfach nicht vorbei. Mit Blick auf den noch entfernten Golzerensee geniessen wir ein kaltes Bier und lassen an der warmen Sonne unsere nassgeschwitzten Hemden trocknen. In der Nähe baden und spielen ein paar Kinder am Bach, der dem Golzerensee entspringt.
Etliche Wanderer und Spaziergänger sind jetzt unterwegs. Doch die Meisten laufen auf dem breiten Weg zum Golzerensee hin, der auch als Badesse genutzt wird. Wir laufen in einiger Entfernung zum See einen schmalen Wiesenpfad hinauf und haben so mehr und mehr den ganzen See im Überblick.
Auf dieser Stecke entsteht der Eindruck, als wäre Familientag. Viele kinderreiche Familien kommen uns entgegen oder rasten am Wegesrand. Während die Kleinen ihren Rucksack schon selber tragen, sind die noch Kleineren eher Inhalt eines Rucksacks.
Der Baumbewuchs wird immer dünner, der Weg felsiger und die Aussicht grandioser. Bald sind die höchsten Gewächse die Heidelbeersträucher, an denen viele reife Beeren hängen. Wie die Windgällenhütte weit oben zum ersten mal zum Vorschein kommt, verdeckt kein Baum mehr die Sicht. Wir sind über der Baumobergrenze. Vom ersten Erblicken der Windgällenhütte bis zur Ankunft bei der Hütte vergehen noch mehr als 20 Minuten.
Rund um die Hütte sitzen die Gäste in der Sonne. Auch wir erwischen eine freie Sitzbank an der sonnigen Südwand der Hütte. Hier, am höchsten Punkt unserer Wanderung wollen wir uns eine längere Pause gönnen. Neben der Hütte halten sich ein paar Kühe in einer trockenen Senke auf, die wie ein ausgetrockneter See aussieht. Mitten drin gibt es auch einen Tisch und Bänke. Wir geniessen die herrliche Aussicht auf die umliegenden Dreitausender, den Bristen, den Oberalpstock und den Düssi, und halten es so fast anderthalb Stunden aus.
Dann wird es Zeit, die Wanderung fortzusetzen, schliesslich haben wir noch nicht die Hälfte der geplanten Strecke erwandert. Leicht absteigend laufen wir in Richtung Osten, immer den Düssi vor Augen. Nach zehn Minuten passieren wir ein paar Hütten, von denen im Moment mindestens eine bewohnt ist. Das schliessen wir aus der zum Trocknen aufgehängten Wäsche.
Immer in die gleiche Richtung, nach Osten auf den Düssi zu, laufen wir die nächsten vierzig Minuten abwärts und steigen dabei gerade mal 250 Höhenmeter ab. Bei Öfeli bietet eine Abzweigung eine Abkürzung zum Hotel Maderanertal an. Doch wir wollen sanfter absteigen und wählen den Weg über Tritt.
Die grobe Richtung, auf den Düssi zu, bleibt erhalten. Aber immer wieder ist ein Bächlein zu überqueren. Zwar führen die Bächlein allesamt Wasser, doch meisst genügen die grösseren Steine im Bachlauf, um ihn zu überqueren. Oft stehen kleine Brücken zur Verfügung, die wir dann aber links liegen lassen können. Nur ein paar wildere Stellen empfehlen den Gebrauch der Brücken.
Insgesamt scheint das Gelände durch die vielen Bächlein und Wasserfälle sehr in Bewegung zu sein und sich ständig zu verändern. Die Brücken in Leichtbauweise werden wohl jedes Jahr dort hin geschoben, wo sie Sinn machen. Auch auf der anderen Seite des tief eingeschnittenen Maderandertal beobachten wir einige, teilweise sehr mächtige Wasserfälle.
Zwanzig Minuten dauert das spannende Herumturnen durch das abwechslungsreiche Gebiet zwischen Öfeli und Tritt. Dann wird es deutlich steiler und der Pfad windet sich in vielen Kehren hinunter zur Saasalp. Auch hat die grobe Richtung geändert, denn die Saasalp liegt südlich von Tritt. In einer halben Stunde steigen wir über 250 Höhenmeter zur Saasalp ab.
Wildromantisch bleibt der Weg, wird aber etwas flacher. Er verläuft jetzt durch das Maderanertal hinunter, so dass wir meist den Bristen im Gegenlicht vor Augen haben. Wie bei vielen anderen Wanderungen fliegt auch jetzt die markant brummelnde Tante Ju im Schneckentempo über uns hinweg.
Nach einer knappen Stunde finden wir zwei Hinweistafeln, die eine zeigt nach links zu einem Aussichtspunkt, die andere nach rechts zum Butzlisee. Zum Aussichtspunkt ist es nur ein kurzer Abstecher von wenigen Metern. Ein Holzzaun erlaubt das Vorgehen bis an die Felskante, von der man zu einem bezauberndem Talgrund, mit Wasserfall, reissendem Bach, Wiesen und Wäldern hinunter sehen kann.
Ein Mädchen, das am Aussichtspunkt auf einer Bank verweilt, empfiehlt uns den Abstecher zum Butzlisee. Er liegt auch nur wenige Minuten abseits unserer Strecke. In einem Tannenwald steigen wir wenige Meter hinauf und stossen an den kleinen, von Farn gesäumten See. In der glatten Seeoberfläche spiegeln sich die Tannen des gegenüberliegenden Ufers.
Für eine Feuerstelle steht in einem kleinen Schuppen extra Brennholz zur Verfügung und viele Bänke laden zum Verweilen ein. Unsere Rast dauert immerhin so lange, bis Einer den See umrundet hat. Der Weiterweg ist auf den Karten deutlicher erkennbar als vor Ort. Wir folgen wagen Trittspuren, die aber immer deutlicher werden, den Wald hinunter.
Durch die Bäume sind senkrechte Felswände zu sehen, die wie eine Mauer den Wald abgrenzen und für eine dunkle Atmosphäre sorgen. Nach wenigen Minuten stossen wir wieder auf den offiziellen Wanderweg. Das Hotel Maderanertal mit den umliegenden Häusern haben wir so umgangen. Doch für eine Einkehr scheut niemand die paar Höhenmeter, die wir bis zur Gartenterrasse des alten Hotels hinauf steigen müssen.
Zwischen den Laubbäumen sitzen wir auf der grünen Wiese und lassen uns kalte Getränke servieren. Nach einer halben Stunde machen wir uns wieder auf den Weg, denn es sind noch mehr als 500 Höhenmeter abzusteigen. Immerhin sind die Höhenmeter auf sieben Kilometer verteilt.
Auf einem Wirtschaftsweg laufen wir zwanzig Minuten, immer in der Nähe des rauschenden Chärstelen Bachs, bis Balmenschachen. Wieder werden auf einem Tischchen Bergkristalle angeboten. Bei der benachbarten Alp Stössi trinken wir für einen Franken einen Becher kalte Milch und kaufen Käse ein.
Wir folgen weiter dem Wirtschaftsweg. Hinter uns wird das Hotel Maderanertal, ein mehrstöckiges altes Gebäude auf einer Anhöhe, immer kleiner. Über eine Holzbrücke wechselt nun der Weg auf die andere Seite des Baches. Kurz vor Lägni, das wir nach vierzig Minuten passieren, schmiegt sich der Weg in Form eines Holzsteges an den senkrechten Fels.
Noch eine halbe Stunde laufen wir schliesslich die letzten 200 Höhenmeter auf etwa zwei Kilometer bis zum Parkplatz der Golzeren Talstation.