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Der Ausgangspunkt unserer Wanderung liegt etwas abseits und ist mit dem privaten PKW nicht erreichbar. Deshalb sind wir auf das Alpentaxi angewiesen, das nach einem festen Fahrplan zwischen Klosters und Berghaus Vereina verkehrt. Die erste Fahrt zum Berghaus findet um 8:00 Uhr statt und die letzte Fahrt nach Klosters zurück um 17:30 Uhr. Per Telefon 0041 81 422 11 97 reservieren wir diese beiden Fahrten für 28,00 CHF pro Person.
Vom Sporthaus Gotschna fährt der Kleinbus pünktlich um 8:00 Uhr ab und bringt uns in 45 Minuten über Monbiel durch das malerische Vereinatal zum 14 km entfernten Berghaus Vereina hinauf. Schon die Fahrt ist eine Reise wert. An besonders schmalen Stellen bremst der Fahrer auf Schrittgeschwindigkeit herunter, damit er am nahen Fels nicht die Aussenspiegel des Busses beschädigt. Unzählige Wasserfälle und atemberaubende Tiefblicke lassen die Fahrt sehr kurzweilig erscheinen.
Beim Berghaus Vereina, das wie eine Burg auf einem Hügel trohnt, befinden wir uns schon fast 2000m u.d.M., dank Alpentaxi, das uns fast 800 Höhenmeter Aufstieg erspart hat. Entsprechend angenehm sind die Temperaturen, während die Daheim gebliebenen in der Sommerhitze schmachten.
Auf einer Hinweistafel ist unsere Rundwanderung mit 7 Stunden Gehzeit aufgeführt, allerdings wollen wir, anders als auf der Hinweistafel, die Runde gegen den Uhrzeigersinn laufen. Schliesslich wollen wir fotografieren und haben deshalb die Sonne gerne im Nacken.
Ganz kurz besichtigen wir die Terrasse des Berghaus Vereina und freuen uns schon auf die Rückkehr und das kalte Bier. Wenige Meter vom Berghaus überqueren wir den Vernelabach, dessen Wasserkraft unweit der Brücke in Strom umgewandelt wird. Dann laufen wir Richtung Süden und kommen nach etwa 500m dem Jöribach ganz nahe. Nach weiteren 250m überqueren wir über eine kleine Brücke den Süserbach, den wir später noch kennen lernen werden.
War der Wanderweg bisher eher flach, beginnt er jetzt langsam zu steigen. Rechterhand hat der Jöribach ein tiefes Bachbett gegraben. Weiter oben purzelt der Jöribach als Wasserfall über eine Felskante. Latschen und Bäume sind seit dem Berghaus Vereina keine mehr zu sehen. Dafür blühen die Alpenrosen um so schöner.
In manchen Mulden halten sich noch Schneefelder, die auch gelegentlich überquert werden müssen. Nach zwei Stunden Gehzeit erreichen wir nach einem Aufstieg von knapp 600 Höhenmetern einen Wanderwegweiser mit der Aufschrift Jöriseen. Vor uns ein türkisblauer See, in dem sich die weissen Schneefelder der dahinter liegenden Berglandschaft spiegeln, daneben ein kleinerer See mit roter Färbung.
Wäre nicht der frische Wind, würden wir uns jetzt hinsetzen und den Blick geniessen. So steigen wir ein paar Meter zum windgeschützten Ufer des Sees hinunter. Ab und zu bringt sich ein gut getarnter Frosch durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit. Von zaghaftem Grün abgesehen, dominiert die Farbe Lila. Kolonien von Alpenglöckchen schmücken die Hänge im Uferbereich der Seen.
Wir verweilen längere Zeit am Seeufer, turnen im Uferbereich herum und schiessen das eine oder andere Foto. Weglos laufen wir dann weiter in Richtung Osten und stossen nach einer Distanz von 300m und wenigen Höhenmetern wieder auf der Wanderweg. An einem der nächsten Seen treffen wir ein junges Paar, wo er seinen Mund etwas voll genommen hatte. Um nicht als Feigling dazustehen, musste er zu einer Eisscholle schwimmen und für ein Foto posieren.
Nach etwa 30 Minuten erreichen wir ohne besondere Anstrengung den Jöriflesspass, den höchsten Punkt unserer Wanderung. Natürlich gibt es auch hier einen türkisfarbenen See mit schwimmenden Eisschollen. Und wie es so für Pässe üblich ist, geht es anschliessend bergab. Nach wenigen Minuten dürfen wir auf einem Schneefeld ein paar Meter abrutschen, dann geht es zu Fuss weiter.
In einer Stunde steigen wir etwa 450 Höhenmeter zur Alp Fless Dadaint ab. Im unteren Teil blühen die Alpenrosen und der gelbe Enzian wird auch bald seine Blüten öffnen. Bei der Alp Fless Dadaint treffen Val Fless und Val Torta zusammen. Die Schweizer Flagge weht im Wind, aber weit und breit kein Mensch zu sehen.
In der Nähe der Alp tost ein Wasserfall, dessen Wasser in einem rauschenden Bach unterhalb der Alp in die Aua da Fless mündet. Entlang der Aua da Fless verläuft unser Weg das Val Torta aufwärts, bis zum Flesspass. Am oberen Talhorizont tauchen bald die Spitzen der Plattenhörner auf. Unterwegs gibt es wieder viel zu knipsen.
Mal sind es die Alpenblumen, mal ein neongrüner Moosteppich mit grossen Wassertropfen, mal grosse Pilze, die aus einem vertrockneten Kuhfladen spriessen, das uns zum fotografieren in die Knie zwingt. An einem breiten Schotterfeld verlieren wir den Pfad und sehen auch keine rotweissen Markierungen mehr. Weglos turnen wir über das Schotterfeld bis in der Ferne wieder die Farbe rot zu erahnen ist.
Wieder überrascht uns ein türkisfarbener Bergsee vor traumhafter Bergkulisse. Und es ist nicht der letzte See vor dem Flesspass, den wir seit der Alp Fless Dadaint nach anderthalb Stunden bei gemächlichem Gehtempo erreichen. Am Flesspass sehen wir über eine Kante in das Süsertal hinunter. Dort unten ist auch unser Pfad zu erkennen.
Die Kante umgehen wir ostwärts und gelangen so in einen Felseinschnitt in dem der Pfad an einem Schneefeld endet. Rechts und links des Schneefeldes ist die Felswand beinahe senkrecht, also nicht begehbar. So bleibt nur der Weg über das Schneefeld, in dem keine frischen Fussspuren zu sehen sind. Dass der rauschende Süserbach unter dem Schneefeld hindurch fliesst beunruhigt uns etwas. Deshalb drängen wir etwas später wieder an den Rand des Schneefeldes, um bald möglichst wieder festen(?) Schotterhang unter die Füsse zu bekommen.
Im weiteren Verlauf folgt der Pfad dem Süserbach das Süsertal hinunter. Ganz offensichtlich quert der offizielle Wanderweg den Süserbach. Doch wegen des hohen Wasserstandes ist für uns an der entsprechenden Stelle ein Überqueren trockenen Fusses nicht vorstellbar. So folgen wir weglos auf der verkehrten Seite des Baches dessen Lauf und halten ständig Ausschau nach einer Möglichkeit, ihn zu überqueren.
Eine Möglichkeit scheint in Sicht. Ein Brett liegt über dem Bach, aber leider von einem Inselchen aus. Jetzt nehmen wir nasse Füsse in Kauf, um auf das Inselchen zu gelangen. Das Brett biegt sich beim Überqueren so weit durch, dass die Füsse bis zum Knöchel von Wasser überspült werden. Hätten wir noch 15 Minuten Geduld aufgebracht, hätten wir den Bach auf einer stabilen Brücke überqueren können.
Vor uns sehen wir jetzt Säss Frömdvereina, dessen grüne Umgebung von mehreren Sonnenflecken hell erleuchtet wird. In der Nähe der Alm vereinen sich Bäche aus drei verschiedenen Himmelsrichtungen und machen so den Vereinabach stark. In der Nähe des Berghaus Vereina mündet zudem noch der Vernelbach in den Vereinabach.
Wir umgehen den westlichen Ausläufer der Unghürhörner in einem Rechtsbogen und haben bald über blühende Alpenrosen hinweg freie Sicht zum Berghaus Vereina. Von weitem beobachten wir, wie ein Alpentaxi gerade das Berghaus verlässt. Bis aber das von uns reservierte Taxi das Berghaus verlässt, haben wir noch reichlich Zeit, um auf der sonnigen Terrasse des Berghauses ein kühles Bier zu trinken, oder auch zwei.